Der neue Eigentümer von Osram will bei dem Münchner Lichttechnik-Konzern durchgreifen.

Der österreichische Sensor-Spezialist AMS kündigte am Mittwoch "erste Schritte zur erfolgreichen Integration beider Unternehmen" an: Die Strukturen sollten angepasst, Marketing und Vertrieb auf einander abgestimmt und die Finanzen gemeinsam gemanagt werden. AMS hält inzwischen 71 Prozent der Osram-Aktien und will weiter aufstocken. Das trieb die Papiere um vier Prozent nach oben. Bis zum Jahresende soll ein Gewinnabführungs- und Beherrschungs-Vertrag stehen, der es dem Unternehmen aus Premstätten bei Graz eigentlich erst ermöglicht, in München durchzuregieren.

Die ersten drei AMS-Vertreter ziehen bereits in den Osram-Aufsichtsrat ein, darunter der Präsident der Bregenzer Festspiele, Hans-Peter Metzler, wie Osram mitteilte. Dafür räumt unter anderem der künftige Siemens-Chef Roland Busch den Platz bei der ehemaligen Tochter. Insgesamt will AMS vier Osram-Aufsichtsräte stellen.

Erst Anfang Juli hatte AMS von den Wettbewerbshütern der EU grünes Licht für die Milliarden-Übernahme bekommen, nach einem halben Jahr Wartezeit. Mit Osram wolle man "den unangefochten führenden Anbieter von optischen Lösungen" schaffen und sich auf "Sensorik, Illumination und Visualisierung" konzentrieren, umschrieb AMS die gemeinsame Strategie. Pläne zum Verkauf des in der Coronakrise besonders gebeutelten Autozuliefer-Geschäfts von Osram wies AMS-Chef Alexander Everke erneut zurück.

Das Geschäft mit der Autoindustrie trieb Osram im von April bis Juni laufenden dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 tief in die roten Zahlen. Der Nettoverlust vervierfachte sich auf 140 (35) Millionen Euro, wie Osram mitteilte. Ein Grund dafür war eine Abschreibung von 48 Millionen Euro auf das Joint Venture mit Continental für Auto-Beleuchtung, über dessen Zukunft derzeit verhandelt wird. Der Umsatz brach vor allem wegen des Produktionsstopps in der Autoindustrie um 29 Prozent auf 606 Millionen Euro ein. Das Geschäft mit optischen Halbleitern bremste den Abwärtstrend. Der Tiefpunkt sei damit erreicht, hofft Osram-Chef Olaf Berlien. Osram hat 21.700 Mitarbeiter, fast 2600 weniger als vor einem Jahr.

Bei AMS machte das Geschäft mit Smartphone-Bauteilen etwa für das Apple-iPhone die Schwäche der Autoindustrie wett. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 460,3 Millionen Dollar. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag mit 90 (Vorjahr 49) Millionen Dollar am oberen Rand der eigenen Prognosen. Im dritten Quartal soll der Umsatz vom Hochlauf der Produktion von 5G-Smartphones profitieren. Sowohl der Umsatz als auch die Marge dürften aber unter dem Niveau von 2019 bleiben. Das liege wohl am verschobenen Produktionsstart für das "iPhone 12", urteilten die Analysten der Erste Group.