Als erster Dax-Konzern vertagte am Freitag der Autozulieferer Continental die Ende April angesetzte Hauptversammlung auf unbestimmte Zeit. Damit folge man der Weisung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Auch die Aktionäre des Autobauers Daimler müssen sich gedulden: Statt am 1. April soll die Hauptversammlung, zu der in der Regel Tausende von Aktionären erwartet werden, "in Abhängigkeit vom weiteren Verlauf der Infektionswelle" Anfang Juli über die Bühne gehen. Damit bekommen die Anteilseigner auch die Dividende später.

Hauptversammlungen müssen in Deutschland nach dem Gesetz innerhalb einer Frist von acht Monaten nach dem Ende des Geschäftsjahres abgehalten werden - die meisten Konzerne haben damit bis Ende August Zeit. Die Deutsche Telekom will ihr Aktionärstreffen dagegen wie geplant am 26. März in Bonn durchziehen. Aufsichtsratschef Ulrich Lehner und Vorstandschef Tim Höttges appellierten in einem Brief an die Aktionäre aber "dringend, auf eine Teilnahme vor Ort zu verzichten". Das gelte vor allem für ältere und kranke Besucher. "Eine der effektivsten Maßnahmen ist dabei, die Größe und den Umfang der Veranstaltung auf das Notwendigste zu beschränken." Nordrhein-Westfalen will alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern verbieten.

Schon am nächsten Dienstag sollten sich die Aktionäre des bayerischen UV-Spezialist Dr. Hönle in München zur Hauptversammlung treffen. Die bayerische Staatsregierung machte dem im SDax gelisteten Unternehmen aber einen Strich durch die Rechnung: Sie rät "dringend", auf Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern zu verzichten. "Sobald sich die allgemeine Gefährdungslage bessert, wird der Vorstand über die Neufestsetzung des Termins Beschluss fassen", teilte Dr. Hönle mit. Länger voraus schaut ElringKlinger: Der schwäbische Autozulieferer verschiebt seine erst im Mai geplante Versammlung schon jetzt auf den 7. Juli.

VITESCO-ABSPALTUNG KOMMT ERST SPÄTER

Für Continental hat die Verschiebung der Hauptversammlung weiterreichende Folgen. Die Aktionäre können nun vorerst nicht über die Abspaltung der Antriebssparte Vitesco und den geplanten Börsengang abstimmen. Die Vorbereitungen dafür werden jedoch fortgeführt. Vorstandschef Elmar Degenhart regte an, rechtliche Voraussetzungen zu schaffen, damit Aktionärsversammlungen künftig vollständig im Internet abgehalten werden könnten und die Teilnehmer gar nicht erst anreisen müssten.