"Im neunten Jahr des Aufschwungs präsentiert sich die Wirtschaft robust", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, am Montag auf der Hannover Messe. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2018 um zweieinviertel Prozent wachsen, was das größte Plus seit 2011 wäre. "Besser als in diesem Jahr wird die Konjunktur wohl nicht mehr", erwartet Kempf. "Trotz aktuell guter Zahlen machen unseren Unternehmen zunehmend inländische Wachstumsbremsen zu schaffen." Dazu zählten Fachkräftemangel, schleppende Breitbandausbau und ausbleibende Anreize für private Investitionen, etwa durch eine steuerliche Forschungsförderung.

Optimistisch sind die erfolgsverwöhnten Maschinenbauer, die ihre Prognose für das laufende Jahr dank prall gefüllter Auftragsbücher nach oben schrauben. Die Branche werde ihre Produktion wohl um fünf Prozent steigern, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Carl Martin Welcker. Vor allem das Auslandsgeschäft - mehr als drei Viertel der Maschinen setzen die Firmen dort ab - sorge für gute Stimmung. "Wir erwarten hier ein Wachstum auf breiter Basis mit Unterschieden im Detail", sagte Welcker. Im größten ausländischen Einzelmarkt, den USA, habe die Steuerreform von Präsident Donald Trump dazu beigetragen, dass die Firmen verstärkt in neue Maschinen investieren könnten. "Allerdings schwebt über uns das Damoklesschwert des aktuellen Handelskonflikts, dessen Auswirkungen speziell auf den Maschinenbau heute noch nicht abschätzbar sind."

Auch die Elektroindustrie sieht sich in exzellenter Verfassung. Ihre Produkte seien weltweit stark nachgefragt, sagte der Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Michael Ziesemer. "An unserer eher konservativ formulierten Prognose von drei Prozent realem Produktionswachstum vom Jahresanfang halten wir dennoch fest." Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, sind ein unkalkulierbares Risiko für die Weltwirtschaft."

"DIE DELLE IST ÜBERWUNDEN"

Nach einem vergleichsweise mäßigen ersten Quartal zeigt sich Europas größte Volkswirtschaft zu Frühjahrsbeginn in verbesserter Form. Der Markit-Einkaufsmanagerindex - Industrie und Dienstleister zusammen - stieg im April überraschend um 0,2 auf 55,3 Punkte. Er hielt sich damit klar über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern, wie das Institut IHS Markit zu seiner Umfrage unter 800 Firmen mitteilte. "Die Delle von Februar und März ist damit überwunden", sagte Markit-Ökonom Phil Smith. Allerdings fiel der Auftragszuwachs so niedrig aus wie seit über eineinhalb Jahren nicht mehr, was auch im stärkeren Euro liegen dürfte, der Waren "Made in Germany" in anderen Währungsräumen verteuert.

Im ersten Quartal hat die deutsche Wirtschaft nach Ansicht der Bundesbank zu Jahresbeginn ihr Wachstumstempo wohl deutlich gedrosselt. Das Plus beim Bruttoinlandsprodukts könne "spürbar niedriger ausgefallen sein" als in den Vorquartalen, schrieb sie in ihrem Monatsbericht. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht im Mai eine erste Schätzung. Die Hochkonjunktur halte zwar an. Entgegen den bisherigen Erwartungen dürfte das Verarbeitende Gewerbe jedoch allenfalls geringfügig zum Wachstum beigetragen haben. "Mit Blick auf die niedrige Erzeugung im Februar dürften die Streiks in der Metall- und Elektroindustrie sowie die ungewöhnlich starke Grippewelle eine Rolle gespielt haben", heißt es in dem Bericht.