Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont wächst, doch hat die Gruppe mit Marken wie Cartier, Piaget oder IWC zuletzt etwas an Schwung verloren. Gut läuft das Geschäft nach wie vor in China, dagegen harzt es in Europa. Dort machten der Branche auch die Unruhen in Frankreich zu schaffen.

In den Monaten Oktober bis Dezember, also im Weihnachtsquartal, nahm der Umsatz von Richemont um einen Viertel auf 3,92 Milliarden Franken zu. Der starke Anstieg ist in erster Linie auf die im Online-Bereich getätigten Übernahmen von Yoox Net-a-Porter und der britischen Plattform Watchfinder zurückzuführen.

Ohne Zukäufe und um Währungsentwicklungen bereinigt verblieb, wie von Analysten erwartet, ein Umsatzplus von 5 Prozent. Damit hat sich das Wachstum im Verlauf des Jahres weiter abgeschwächt. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz nämlich noch um 8 Prozent in die Höhe.

Ergebniszahlen legt Richemont erst im kommenden Mai im Rahmen des Gesamtjahresausweises vor.

Zweistelliges Wachstum in China

Im dritten Quartal hat der Genfer Konzern vor allem in der grössten Marktregion Asien/Pazifik weiter an Gewicht zugelegt. Dort zog der Umsatz um Zukäufe und Währungseffekte bereinigt um 10 Prozent an. Besonders in Festlandchina sei man zweistellig gewachsen und auch andere wichtige Märkte der Region hätten sich gut entwickelt, hält Richemont dazu fest.

Chinesen sind die wichtigste Kundengruppe für Uhren- und Schmuckverkäufer, sei es im eigenen Land oder auf ihren Reisen durch Asien und Europa. In der Shopping-Destination Hongkong schwächte sich das Wachstum von Richemont allerdings ab. Der stärkere Hongkong-Dollar machte das Einkaufen für Touristen dort teurer.

Unruhen in Frankreich

Während Richemont in Amerika (+9%) und in dem separat ausgewiesenen Japan-Geschäft (+7%) ebenfalls wuchs, nahmen die Verkäufe in der Region Europa/Naher Osten um 13 Prozent ab. Gründe dafür waren Währungseffekte und gute Zahlen im Vorjahr.

Doch gegen Ende des Quartals hätten auch die "Gelbwesten"-Unruhen in Frankreich dazu geführt, dass weniger Touristen in die Läden der Luxusmarken des Landes strömten, hiess es. Die Shops in Paris blieben an mehreren Samstagen geschlossen, um nicht zum Ziel von Demonstranten zu werden.

Nach Sparten betrachtet bleiben die Schmuckstücke der Marken Cartier und Van Cleef&Arpels die Wachstumstreiber von Richemont. Die Sparte wuchs mit 8 Prozent, wogegen die Verkäufe in der Uhrensparte auf dem Niveau des Vorjahres verharrten. In den markeneigenen Shops liessen sich dabei die Uhren besser verkaufen als bei Händlern.

Aktie erholt sich

Ab Montag bietet sich den Uhrenherstellern während vier Tagen an der Messe in Genf die Gelegenheit, den Händlern und Journalisten ihre Kollektionen und Neuheiten vorzustellen. Die Messe gilt auch als Gradmesser dafür, wie die Stimmung am Markt ist. Zuletzt haben Konjunkturängste und Sorgen rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China zu Verunsicherung geführt und die Aktien von Richemont und Swatch an der Börse unter Druck gesetzt.

Am Freitag sah es an der Schweizer Börse für Richemont gut aus. Die Aktie legte in einem leicht festeren Gesamtmarkt um 2,8 Prozent zu und erholte sich somit von den im Börsenjahr 2018 erlittenen Verlusten ein wenig. Im vergangenen Jahr hatten die Titel beinahe 30 Prozent ihres Werts eingebüsst. Analysten sprachen davon, dass sich das Geschäft im Weihnachtsquartal besser als befürchtet entwickelt hat.

mk/cf