Zürich (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont wird am Donnerstag, 18. Juli, erstmals Umsatzzahlen zum ersten Quartal (April bis Juni) veröffentlichen.

FOKUS: Die Erstquartalszahlen sind ähnlich gestaltet wie die des dritten Quartals 2018/19 (Oktober bis Dezember). Schätzungen sind schwierig, da den Analysten keine Vergleichszahlen vorliegen. Diese will Richemont erst mit dem Q1-Bericht vorlegen. Daher stützen sich die Analysten auf das Tradingstatement vom Vorjahr, das jedoch fünf Monate umfasste.

Analysten gehen von einem zweistelligen Umsatzplus aus und schätzen das organische Wachstum auf rund 5 Prozent. Die Vergleichsbasis dürfte dabei relativ hoch ausfallen, da im Vorjahr gemäss Tradingstatement ein organisches Wachstum von zehn Prozent gelungen war. Vom Rückgang der Schweizer Uhrenexporte im April und Mai, der vor allem das günstige Segment betraf, ist die auf das Luxus-Segment fokussierte Richemont kaum betroffen. Nach wie vor ein belastendes Thema ist die Bereinigung im Grosshandelskanal.

Interessant ist weiter, wie stark die Demonstrationen im wichtigen Markt Hongkong das Geschäft von Richemont beeinflusst haben und wie gut die neue Schmuckkollektion "Clash de Cartier" bei den Kunden angekommen ist und wie sie sich auf das bisherige Angebot ausgewirkt hat. Der schwache Euro dürfte das Ergebnis unterstützt haben.

Nach wie vor ein Thema ist der Zollstreit zwischen den USA und China. Das Reich der Mitte ist die wichtigste Region für den Genfer Konzern.

ZIELE: Geschäftsziele nennt Richemont jeweils keine konkreten. Beim Jahresabschluss im Mai wies die auf das unsichere Marktumfeld mit den geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken hin. Richemont bleibt aber zuversichtlich, langfristig erfolgreich zu sein.

Einen Schwerpunkt will Richemont mit dem Onlinegeschäft bilden. Im laufenden Jahr sollen beispielsweise in China gemeinsam mit dem Onlineriesen Alibaba Verkaufs-Apps lanciert werden.

PRO MEMORIA: Die Schweizer Uhrenindustrie entwickelt sich im laufenden Jahr trotz eines leichten Dämpfers im April weiterhin gut. Vor allem im Mai wuchsen die Uhrenexporte kräftig - nominal um 11,4 Prozent auf 2,04 Milliarden Franken und real - also um Preiseffekte bereinigt um 5,4 Prozent. Für die gute Entwicklung im Mai waren die zweit- und drittgrössten Absatzmärkte USA (+10%) und China (+81%) massgeblich verantwortlich. Aber auch andere für die Branche wichtige Länder wie Japan (+40%), Grossbritannien (+30%) oder Singapur (+25%) entwickelten sich prächtig.

Günstige Uhren zu Exportpreisen von weniger als 200 Franken wurden mit einem Minus von 12 Prozent erneut weniger verschifft. Dagegen bleibt der Wachstumstrend bei teuren Zeitmessern zu Preisen von über 3'000 Franken mit einem Plus von 13 Prozent intakt.

In den ersten fünf Monaten 2019 wurden Schweizer Uhren im Wert von 8,93 Milliarden Franken ins Ausland exportiert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 4,1 Prozent. Im Gesamtjahr 2018 hatte die Zunahme 6,3 Prozent betragen, wobei die Branche damals nach gutem Beginn in der zweiten Jahreshälfte spürbar an Schwung verloren hatte.

AKTIENKURS: An der Börse haben die Titel von Richemont im laufenden Jahr insgesamt ein Kursplus von rund 30 Prozent verbucht. Nach einem sehr guten Start ins Jahr 2019 folgte Anfang März eine Korrektur. Danach bewegte sich der Kurs seitwärts. Ab Mitte Mai setzte er dann aber den Aufwärtstrend fort. Die Aktie reagiert sehr sensibel auf Nachrichten aus China und über den US-chinesischen Handelskonflikt.

pre/ab