Zürich (awp) - Die Compagnie Financière Richemont veröffentlicht am Freitag, 8. November die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2019/20 (bis Ende September). Insgesamt neun Analysten haben dazu folgende Schätzungen:

H1 2019/20E
(in Mio EUR)        AWP-Konsens    H1 2018/19A 

Umsatz                 7'438           6'808   
EBIT                   1'242           1'130   
EBIT-Marge (in %)       16,7            16,6   
Reingewinn               948           2'250   

FOKUS: In der Uhrenbranche stellt sich die Frage, wie stark die Sorgen um den sino-amerikanischen Handelskonflikt und die Unruhen am wichtigsten Absatzmarkt Hongkong auf die Kauflust der wichtigsten Kundengruppe, der Chinesen, gedrückt haben. Zuletzt gab es diesbezüglich positive Signale: Während sich die Uhrenexporte in die wichtigsten Märkte - bis auf Hongkong - gut entwickelt haben, überzeugten Luxusgüterfirmen wie Hermès, LVMH oder Kering mit guten Zahlen.

Mit einer guten Entwicklung bei Richemont rechnen Analysten auch dank der eigens in einer Sparte zusammengeführten und wachsenden Online-Kanäle. Derweil dürfte das Schmuckgeschäft gegenüber dem Uhrengeschäft weiterhin klar die Nase vorne gehabt haben, während im Betriebsergebnis eine im Vorjahr verbuchte Einmalbelastung aus dem Verkauf des Ledermodegeschäfts Lancel wegfällt.

Kaum miteinander vergleichbar werden indessen die Angaben zum Reingewinn sein. Im Vorjahr hatte nämlich ein hoher Bewertungsgewinn auf den Aktien der Online-Tochter Yoox Net-A-Porter den Reingewinn in die Höhe getrieben.

ZIELE: Zu Aussichten äussert sich das Management von Richemont seit jeher äusserst zurückhaltend und Prognosen zu Geschäftszahlen werden gar nicht abgegeben. An der Generalversammlung im September bekräftigte Grossaktionär und Präsident Johann Rupert lediglich, dass die Gruppe auch in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten gut positioniert sei.

PRO MEMORIA: Gute Signale für die Schweizer Uhrenbranche hatte es zuletzt von der Exportfront gegeben. Im Monat September wurden mit 1,82 Milliarden Franken wertmässig 10 Prozent mehr Uhren ins Ausland verfrachtet als vor einem Jahr. Real - also um Preiseffekte bereinigt - ergab sich noch ein Plus von 4,4 Prozent.

Insgesamt sei nach wie vor eine steigende Tendenz in der Branche auszumachen, meldete der Schweizerische Uhrenverband (FH). In den ersten neun Monaten sind die Exporte um 2,8 Prozent auf 15,9 Milliarden Franken angewachsen. Während die Bestellungen aus Hongkong aufgrund der Unruhen rückläufig waren, legten die Ausfuhren in andere wichtige Abnehmerländer wie USA, China oder Japan stark zu.

Für Aufsehen sorgte Richemont vor gut einem Jahr, als man mit dem chinesischen Techriesen Alibaba den Aufbau einer gemeinsamen Verkaufsplattform angekündigt hatte. Ende September ging das Joint Venture Feng Mao an den Start. Gemeinsam werden die Richemont-Tochter Yoox Net-A-Porter und die exklusive Alibaba-Plattform Tmall Luxury Pavilion auf diesem Kanal Produkte vertreiben.

Im Modebereich hat Richemont mit dem israelischen Modeschöpfer Alber Elbaz ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen "AZfashion" (AlberelbaZfashion) gegründet. Und im Schmuckgeschäft hatte man vom chinesischen Mischkonzern Gangtai Group das italienische Juweliershaus Buccellati übernommen.

In der Uhrenproduktion ist Richemont bei ihren "Maisons" mit Ausnahme der Vorzeigemarke Cartier offenbar auf die Bremse getreten. Bei allen anderen Häusern habe Richemont einen Einstellungsstopp verfügt, schrieb die Westschweizer Branchen-Site "Business Montres" Mitte Oktober.

AKTIENKURS: An der Börse ging es seit Anfang Oktober stark nach oben. Der Kurs kletterte von unter 70 Franken bis in den Bereich von 80 Franken. Auftrieb gaben die guten Zahlen der Konkurrenz, die gezeigt hätten, dass das Chaos in Hongkong das Geschäft doch nicht ganz so stark belastet habe wie befürchtet, hiess es.

Zudem durchdringen den Luxusgütersektor Übernahmephantasien seit bekannt ist, dass der französische LVMH-Konzern mit dem US-Juweliershaus Tiffany's zu einem möglichen Schulterschluss Gespräche führt.

www.richemont.com

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