"Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu", sagte Bank-Chef Martin Zielke am Mittwoch. Im zweiten Quartal brach der operative Gewinn um ein Viertel auf 298 Millionen Euro ein, unter anderem weil die Risikovorsorge für faule Kredite stieg. Der Überschuss stagnierte dank einer ungewöhnlich niedrigen Steuerbelastung bei 271 (Vorjahr: 272) Millionen Euro. Das Ziel, den Konzernüberschuss 2019 gegenüber den 865 Millionen Euro im vergangenen Jahr leicht zu steigern, sei "deutlich ambitionierter geworden", räumte Zielke ein.

An der Börse warfen die Anleger ihre Commerzbank-Aktien aus ihren Depots. Die Titel fielen um bis sechs Prozent auf 5,36 Euro - der niedrigste Stand seit drei Jahren.

Die Bank kämpft weiterhin mit dem harten Wettbewerb. "Hinzu kommen die möglichen Auswirkungen von erwarteten EZB-Entscheidungen, anhaltenden Handelsstreitigkeiten, Brexit und geringerem Wachstum in Deutschland", sagte Finanzchef Stephan Engels. Zum Leidwesen der europäischen Geldhäuser, die in den vergangene Wochen reihenweise ihre Prognosen gesenkt haben, dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer nächsten Sitzung im September ihre Geldpolitik weiter lockern und den Strafzins für die Banken weiter verschärfen.

Um die Belastungen abzumildern, setzt die Commerzbank auf Kundenwachstum und eine steigende Kreditvergabe. Im zweiten Quartal gewann das Institut einschließlich der Tochter Comdirect 108.000 Privatkunden. Die wiederholten IT-Pannen im Juni hätten zu keiner signifikanten Kundenabwanderung geführt, sagte Engels. Weil das Institut neben dem Kundenwachstum auch von niedrigeren Refinanzierungskosten profitierte, stieg der Zinsüberschuss um sieben Prozent.

In der Privatkunden-Sparte kletterten die bereinigten Erträge leicht auf 1,24 (Vorjahr: 1,23) Milliarden Euro. Die Margen im Hypothekengeschäft hätten sich verbessert, sagte Engels. Dank gesunkener Kosten und geringeren Belastungen durch faule Kredite erhöhte die Sparte das operative Ergebnis um 37 Prozent auf 239 Millionen Euro.

SORGENKIND FIRMENKUNDEN

Die Firmenkunden-Sparte war hingegen einmal mehr das Sorgenkind der Bank, die Erträge schrumpften wegen des harten Wettbewerbs und eines niedrigeren Ergebnisses aus Absicherungsgeschäften auf 799 (Vorjahr: 909) Millionen Euro. Zudem belasteten einzelne Kreditausfälle, der operative Gewinn brach auf 22 (218) Millionen Euro ein. "Dieses Ergebnis ist enttäuschend", sagte Engels, der für die kommenden Quartale ein Spartenergebnis von je rund 100 Millionen Euro in Aussicht stellte. Er versuchte Befürchtungen entgegenzutreten, wonach wegen der Konjunktureintrübung mit höheren Kreditausfällen zu rechnen sei. "Im Moment sehen wir das in unseren Risikoindikatoren nicht kommen." Da die Sparte ihre Wachstumsziele bereits erreicht habe, werde sie sich künftig stärker auf die Steigerung der Profitabilität konzentrieren.

Ingesamt gingen die um Sondereffekte bereinigten Konzernerträge auf 2,095 (2,16) Milliarden Euro zurück. Dennoch erwartet die Bank 2019 weiterhin höhere bereinigte Erträge. Er wolle die Entwicklung im laufenden dritten Quartal abwarten, sagte Engels. Einige Analysten rechnen bereits damit, dass die Commerzbank das Ertragsziel im Herbst kippen wird.

Dann will das Geldhaus auch seine Strategie für die Zeit nach 2020 präsentieren. Um die Kosten zu drücken, seien an der ein oder anderen Stelle zunächst weitere Investitionen notwendig, sagte Engels. Einige Beobachter erwarten, dass die Commerzbank im Herbst auch einen weiteren Stellenabbau ankündigen wird. Engels schwieg dazu. Die aktuellen Pläne sehen vor, die Zahl der Jobs bis Ende 2020 auf rund 38.000 zu reduzieren. Ende Juni zählte die Bank noch 40.700 Vollzeitstellen.

FUSIONSFANTASIE VORERST VERFLOGEN

Trotz des Verfalls des Aktienkurses sieht Engels derzeit keine Interessenten für eine Fusion mit dem Geldhaus vor der Tür stehen. Auch die Aktien anderer Banken in Europa seien seit Jahresbeginn gefallen. "Insoweit hat sich an der ganzen Konsolidierungsthematik nichts geändert. Und klopfen tut auch keiner", betonte der Finanzchef.

Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank im Frühjahr hatten Finanzkreisen zufolge zwischenzeitlich die niederländische Großbank ING und die italienische Unicredit über einen Zusammenschluss mit der Commerzbank nachgedacht. Zuletzt erkaltete das Interesse jedoch.