Der von der Corona-Krise arg gebeutelte US-Arbeitsmarkt macht weiter Boden gut, auch wenn der Jobaufbau spürbar abflacht.

Im Juli wurden 1,763 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Die gewaltigen Zuwächse der beiden Vormonate sind damit Vergangenheit: Im Mai und Juni entstanden insgesamt 7,5 Millionen Jobs. Dass die Arbeitslosenquote trotz der Besserung noch immer zweistellig ist, setzt den Kongress unter Zugzwang: Eine Sonder-Arbeitslosenhilfe von 600 Dollar pro Woche ist Ende Juli ausgelaufen. Doch eine Anschlusslösung ist wegen des politischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern wenige Monate vor den Kongress-Wahlen im November noch nicht in Sicht.

Sollte keine Einigung kommen, sieht der Ökonom Chris Rupkey vom Finanzhaus MUFG in New York die Wirtschaft vor einer "holprigen Fahrt": Für die Arbeitslosen sollten "Sicherheitsgurte" in Form zusätzlicher Hilfen kommen. Im Frühjahr waren Entlassungswellen über das Land gerollt, die bis heute nachwirken: Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank rechnete vor, dass mit der gestiegenen Beschäftigung die Arbeitslosigkeit von 17,8 Millionen auf nunmehr noch 16,3 Millionen gesunken ist. Auf dem Höhepunkt im April gab es 23,1 Millionen Arbeitslose.

Nun bessert sich die Lage zwar zusehends, doch noch immer ist die Arbeitslosenquote zweistellig: Sie fiel im Juli auf 10,2 Prozent nach 11,1 Prozent im Juni. "Die Daten liegen über den Erwartungen, was positiv zu werten ist. So sinkt die Arbeitslosenquote das dritte Mal in Folge", erklärt Volkswirt Patrick Boldt von der Helaba. Angesichts der vielen in der Krise verloren gegangenen Jobs werde es aber noch lange dauern, bis wieder Normalität einkehre.

FAST 13 MILLIONEN WENIGER JOBS ALS VOR DER KRISE

Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe erwartet, dass sich angesichts anhaltend hoher Neuinfektionszahlen in den USA viele Firmen in den kommenden Monaten bei Neueinstellungen eher zögerlich zeigen werden.

Die weiter gefallene Arbeitslosenquote bedeutet laut dem Analysten Naeem Aslam vom Handelshaus Avatrade "gute Nachrichten" für US-Präsident Donald Trump. Trump hatte einst versprochen, der größte Jobproduzent zu werden, "den Gott je geschaffen hat". Nun steht er bei seinen Anhängern im Wort, bis zu seiner angestrebten Wiederwahl im November zu liefern. Doch die Krise ist Trump in die Quere gekommen und das hoch gesteckte Ziel mehr als illusorisch: Trotz der Erholung am Jobmarkt klafft noch immer eine Lücke von fast 13 Millionen Jobs zum Vorkrisenniveau.

Ein Blick auf die Statistik zeigt zugleich, dass die soziale Spaltung in den USA entlang ethnischer Linien auch auf dem Jobmarkt immer sichtbarer wird: So liegt die Arbeitslosenquote unter Schwarzen trotz des jüngsten Rückgangs um 0,8 Prozentpunkte bei 14,6 Prozent, die für Angehörige der weißen Mehrheitsgesellschaft hingegen bei nur 9,2 Prozent. Die Lücke zwischen beiden Gruppen wurde mit dem jüngsten Jobbericht mit 5,4 Prozentpunkten sogar noch größer als zuvor.