NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Großbank JPMorgan stellt sich wegen der Corona-Pandemie auf einen herben Gewinnrückgang ein, will aber an den Dividenden für die Aktionäre nicht rütteln. Bankchef Jamie Dimon rechnet für die Wirtschaft mit einer schweren Rezession mit Belastungen wie in der weltweiten Finanzkrise 2008. "Unsere Bank kann gegen die Folgen dieser Belastung nicht immun sein", schrieb der Manager in dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht an die Aktionäre. Allerdings sieht er das Geldhaus auch für eine schwere Krise finanziell gut gerüstet.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Im vorbörslichen New Yorker Handel legte die JPMorgan-Aktie am Montag um mehr als vier Prozent zu. Seit dem Jahreswechsel hatte sie zuvor jedoch rund 40 Prozent eingebüßt. Während Dimon die Dividendenzahlungen an die Aktionäre aufrechterhalten will, hat die Bank den Rückkauf eigener Aktien gestoppt.

Für die Einschätzung der wirtschaftlichen Pandemie-Folgen hat die Bankführung zwei mögliche Szenarien durchgerechnet. Unter dem Standardszenario der US-Notenbank Fed für eine schwere Wirtschaftskrise steigt die Arbeitslosigkeit in den USA auf zehn Prozent, und die Aktienmärkte brechen um die Hälfte ein. Die Erträge von JPMorgan schrumpfen um fast 20 Prozent, die Kreditkosten steigen im Vergleich zu 2019 um 20 Milliarden US-Dollar.

Doch selbst dann würde die Bank noch in jedem Quartal schwarze Zahlen schreiben, schätzt Dimon. Sie würde ihre Kernkapitalquote bei zehn Prozent halten und weiter Dividenden zahlen können. "Wir hätten dann noch handelbare Vermögenswerte von mehr als 500 Milliarden Dollar zur Verfügung", schreibt er.

In einem "extrem ungünstigen Szenario" legt JPMorgan einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts um 35 Prozent zugrunde - vom zweiten Quartal bis Ende des Jahres. Die Arbeitslosenquote in den USA würde im vierten Quartal auf 14 Prozent steigen. Selbst unter diesem Szenario hätte die Bank zum Jahresende nach eigenen Berechnungen eine "starke Liquidität" und eine Kernkapitalquote von etwa 9,5 Prozent.

Nur wenn dieses extrem schlimme Szenario Wirklichkeit werde, würde der Verwaltungsrat über ein Aussetzen der Dividende nachdenken, schreibt Dimon. Er täte dies dann aber nur "aufgrund extremer Vorsicht und bei einer anhaltenden Unsicherheit, was die nächsten Jahre bringen".

JPMorgan hatte in den vergangenen zehn Jahren fast durchweg Rekordgewinne erzielt. Im abgelaufenen Jahr verdiente die Bank vor Steuern rund 48 Milliarden Dollar, ganz im Gegensatz etwa zu den börsennotierten deutschen Geldhäusern, die von Gewinnen in Milliardenhöhe seit Jahren nur noch träumen können.

Im Gegensatz zu den Anteilseignern von JPMorgan können Aktionäre europäischer Banken vorerst auch kaum noch mit Dividenden rechnen. So hat die Europäische Zentralbank (EZB), die auch für einen Teil der Bankenaufsicht in der Eurozone zuständig ist, die Kreditinstitute aufgefordert, zumindest bis 1. Oktober keine Dividenden auszuschütten, um mit dem Geld zunächst weiter ihre Bilanzen zu stärken. Zahlreiche Häuser kündigten daher zuletzt an, die Dividende zu streichen oder zumindest auszusetzen.

Während die Deutsche Bank nach ihrem fünften Verlustjahr in Folge ohnehin keine Ausschüttung geplant hatte, rückten auch die Commerzbank und ihre Tochter Comdirect, die Deutsche Pfandbriefbank und zuletzt die Aareal Bank von ihren zunächst angekündigten Dividenden für 2019 ab./stw/eas/jha/