Das von einer Führungskrise erschütterte Geldhaus gab die Hoffnungen auf einen Gewinn im laufenden Jahr endgültig auf und rechnet nun unter Berücksichtigung von möglichen Umbaukosten mit einem Verlust, wie die Commerzbank am Mittwoch mitteilte. Im zweiten Quartal fiel das Konzernergebnis um ein Fünftel auf 220 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings einen noch größeren Gewinneinbruch erwartet und im Schnitt nur einen Überschuss von 95 Millionen vorhergesagt.

Wie die meisten Konkurrenten musste auch die Commerzbank wegen der Corona-Krise ihre Vorsorge für Kreditausfälle hochschrauben. Die Risikovorsorge stieg im zweiten Quartal auf 469 (Vorjahr: 178) Millionen - darin enthalten waren 175 Millionen Euro, die die Bank auf einen Kredit an den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard abschreiben musste. Im Gesamtjahr rechnet die Bank nun mit einer Risikovorsorge von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro - mehr als die bislang erwarteten eine bis 1,4 Milliarden. "Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. "So haben wir unser Kostenziel für dieses Jahr weiter verschärft." Sie sollen nun leicht unter dem Vorjahresniveau liegen statt auf dem Vorjahresniveau.

Orlopp gilt als eine interne Kandidatin für die Nachfolge des scheidenden Vorstandschefs Martin Zielke, der Anfang Juli seinen Rücktritt angekündigt hatte, nachdem Investoren seine Ziele als zu wenig ambitioniert kritisiert hatten. Seit Monaten schraubt die Bank an einer Verschärfung des Sparkurses. Finanzkreisen zufolge sehen die jüngsten Pläne den Abbau von insgesamt 10.000 Jobs und die Schließung der Hälfte der 1000 Filialen vor, um die Rendite mittelfristig auf sieben Prozent von zuletzt rund drei Prozent zu heben. Darin enthalten ist der bereits im Herbst 2019 beschlossene Abbau von 4300 Stellen. Ein Teil der Kosten hierfür will die Bank noch in diesem Jahr verbuchen. Die Pläne für einen verschärften Sparkurs liegen auf Eis bis ein neuer Vorstandschef oder eine neue Vorstandschefin gefunden ist. Den Posten zu besetzen wird die oberste Aufgabe des neuen Aufsichtsratschefs Hans-Jörg Vetter sein.

Während das Privatkundengeschäft im zweiten Quartal schwarze Zahlen schrieb, fiel im Firmenkundengeschäft ein Verlust an. Vor allem dank des florierenden Wertpapiergeschäfts der Tochter Comdirect legten die Konzernerträge im zweiten Quartal um 6,8 Prozent auf 2,27 Milliarden Euro zu.