Wie die Commerzbank-Tochter am Donnerstag in Quickborn bei Hamburg mitteilte, sorgten hohe Investitionen in Marketing, Vertrieb und IT sowie die anhaltend niedrigen Zinsen für einen Rückgang des Vorsteuergewinns auf 41,5 Millionen Euro von 48 Millionen Euro. Die Kundenbasis konnte die drittgrößte deutsche Direktbank weiter ausbauen - so gewann sie im ersten Halbjahr 128.000 neue Kunden - inzwischen sind es 2,65 Millionen.

Dank des im Juli abgeschlossenen Verkaufs der Tochter eBase, der 110 Millionen Euro in die Kassen spülte, rechnet Comdirect-Chef Arno Walter im laufenden Jahr mit einem Gewinn vor Steuern von mehr als 170 Millionen Euro. 2018 hatte das Institut einen Vorsteuergewinn von 70,7 Millionen Euro eingefahren, 2017 waren es 94,9 Millionen Euro gewesen. Walter betonte bei der Präsentation der Halbjahresbilanz in Frankfurt, dass das Jahr 2019 wegen der Einnahmen aus dem eBase-Verkauf ein Ausnahmejahr sei, zugleich will er den Wachstumskurs fortsetzen und die Bank profitabler machen. Das dürfte vor allem die Commerzbank freuen, der 82 Prozent der Direktbank gehören.

Comdirect ist nach der deutschen ING-Tochter (mehr als neun Millionen Kunden) und der zur BayernLB gehörenden DKB (3,9 Millionen) die drittgrößte Direktbank in Deutschland. Das Volumen der Kundeneinlagen bei der Comdirect kletterte im ersten Halbjahr um fast 16 Prozent auf 27,6 Milliarden Euro; das Depotvolumen wuchs ebenfalls um gut 16 Prozent auf 44,9 Milliarden Euro. Insgesamt trugen die Kunden seit Ende des ersten Halbjahres 2018 gut zehn Milliarden Euro neu zur Comdirect. Der Netto-Mittelzufluss erreichte per Ende Juni mit 5,6 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau.

Während der Provisionsüberschuss trotz einer relativ niedrigen Handelsaktivität der Privatkunden im zweiten Quartal um fast elf Prozent kletterte, blieb der Zinsüberschuss mit 31 Milliarden Euro knapp hinter dem Wert der ersten drei Monate zurück. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds, das alle Banken viel Gewinn kostet, ist der Rückgang jedoch moderat. Nachdem am Mittwoch die US-Notenbank Federal Reserve erstmals seit zehn Jahren ihre Zinsen gesenkt hat und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik womöglich in den kommenden Monaten weiter lockern dürfte, rechnet Walter mit weiterem Gegenwind. Die Zinsentwicklung sei "extrem besorgniserregend", sagte er. "Wir werden uns dem nicht entziehen können."