Bis zum Jahr 2023 wird das Institut 8000 Jobs abbauen und die Kosten um eine Milliarde Euro drücken, wie Bankchef Jean Pierre Mustier am Dienstag ankündigte. Es ist bereits seine zweite Sparrunde - wenn der Ex-Investmentbanker damit durch ist, hat er seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren mehr als 20.000 Jobs bei dem Institut gestrichen. Die deutsche Tochter HypoVereinsbank (HVB) dürfte glimpflich davon kommen, denn der Großteil der nun anstehenden Streichungen betrifft nach Gewerkschaftsangaben Italien.

Profitieren von dem Sparkurs sollen vor allem die Anteilseigner: Mustier stellte eine höhere Dividende und einen zwei Milliarden Euro schweren Aktienrückkauf in Aussicht. Die Unicredit-Titel legten an der Börse in Mailand ein Prozent zu.

Den Italienern geht es wie den meisten Großbanken in Europa: Weil die Leitzinsen seit Jahren bei null Prozent verharren und auch keine Besserung in Sicht ist, verdienen sie im angestammten Bankgeschäft kaum noch Geld. Hinzu kommt Konkurrenz durch neue Finanz-Startups wie die Smartphone-Bank N26. Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank bauen ihr Geschäft um und streichen weltweit tausende Arbeitsplätze.

Dass Unicredit in den kommenden vier Jahren nur ein geringes Gewinnwachstum erwartet, unterstreicht die Probleme der Branche. So soll der Überschuss bis 2023 dem neuen Strategieplan mit dem Namen "Team 23" zufolge auf fünf Milliarden Euro steigen - 2019 wird jedoch bereits ein Gewinn von 4,7 Milliarden Euro erwartet. Damit steht Unicredit dennoch weitaus besser da als ihre Frankfurter Rivalin, die mit rund 90.000 Mitarbeitern ähnlich groß ist: Die Deutsche Bank rechnet wegen ihres Konzernumbaus dieses Jahr mit Milliardenverlusten, 2020 wird ein ausgeglichenes Ergebnis angestrebt.

GEWERKSCHAFTEN GEHEN AUF DIE BARRIKADEN

Wachsen will der Finanzkonzern vor allem aus eigener Kraft. "Es wird keine großen Fusionen und Übernahmen geben, das steht fest", sagte Mustier. Nur kleinere, ergänzende Zukäufe in Zentral- und Osteuropa seien möglich. Unicredit wurde in der Vergangenheit immer wieder Interesse unter anderem an der Commerzbank nachgesagt.

Die Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Kürzungspläne. Von den betroffenen 8000 Stellen und 500 Filialen entfallen ihren Aussagen zufolge alleine auf Italien 5500 Arbeitsplätze und 450 Niederlassungen. "Diese Zahlen sind inakzeptabel", erklärte die Unisin-Gewerkschaft. Gespräche mit Arbeitnehmervertretern sollen demnächst beginnen, sagte Mustier, der seit seinem Amtsantritt Mitte 2016 bereits 14.000 Stellen gestrichen und 1000 Filialen dichtgemacht hat. Weltweit arbeiten bei Unicredit rund 85.000 Menschen, 12.000 davon in Deutschland.

Trotz zahlreicher Beteiligungsverkäufe, Sparmaßnahmen und der Auslagerung von faulen Krediten im Volumen von 50 Milliarden Euro bekommt Mustier von den Aktionären bislang wenig Applaus. Seit Mustier die Leitung von Italiens größter Bank übernommen hat, kam der Kurs kaum vom Fleck. Mit dem Rückkauf eigener Aktien und einer Anhebung der Ausschüttungsquote auf 40 von bislang 30 Prozent will er die Investoren nun locken. "Das kann dazu führen, dass Anleger die Bank nicht mehr als Sanierungsfall wahrnehmen, sondern als ein Unternehmen, das Kapital zurückgibt", schrieben Analysten der Banca IMI in einem Kurzkommentar.

Auch die Sparmaßnahmen kamen bei Experten gut an. Diese seien höher als gedacht, schrieb Analyst Benjie Creelan-Sandford von der Bank Jefferies. Jedoch stünden dem höhere IT-Ausgaben gegenüber. Die Bank will die Investitionen in neue IT-Systeme für Bereiche wie Personal, Cyber-Sicherheit und Instandhaltung um 17 Prozent erhöhen. In der Vergangenenheit hatten die Italiener öfter mit Datenlecks und Hackerangriffen zu kämpfen.