FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschlands Privatbanken dringen auf Fortschritte bei den politischen Bemühungen um einen einheitlichen europäischen Markt für Kapital. "Wir sehen, dass Unternehmensgründer aus Deutschland und Europa abwandern, weil sie hier keine Finanzierung bekommen. Das ist ein Alarmsignal. Europa überlässt erfolgreiche Start-ups anderen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig, am Mittwoch in Frankfurt. Die Kapitalmarktunion müsse endlich vorangebracht werden, mahnte Ossig: "Das Thema ist auch von enormer Dringlichkeit, denn mit dem Brexit verliert Europa seinen wichtigsten Kapitalmarkt."

Seit September 2015 liegt ein Aktionsplan der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt. Der BdB will mit einem eigenen Acht-Punkte-Papier Bewegung in die Debatte bringen. Der Verband fordert unter anderem sogenannte Sandboxes als Experimentierräume, in denen digitale Finanzinnovationen im engen Austausch mit Aufsehern getestet werden können. "Wir müssen einen regulatorischen Rahmen schaffen, der Innovationen in den Kapitalmärkten fördert, nicht erschwert", betonte Ossig.

Zudem brauche es EU-einheitliche Prozesse in der Wertpapierverwaltung sowie Schritte hin zu einer Harmonisierung des Insolvenzrechts. Beim Anlegerschutz plädiert der Verband für Augenmaß: Zu strenge Vorgaben dürften nicht dazu führen, dass viele Anleger gar nicht mehr in Produkte investieren können, die für sie eigentlich geeignet wären.

Bei der Kapitalmarktunion geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union abzubauen, um so Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Kredite und Finanzierungen werden in Europa - im Gegensatz etwa zu den USA - hauptsächlich von Banken vergeben./ben/DP/fba