(neu: Aktienkurse aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuscht haben die Aktionäre der Deutsche Bank am Donnerstag auf das Ende der Fusionsgespräche mit der Commerzbank reagiert. War der Kurs der Deutschen Bank nach den getrennten Mitteilungen beider Geldhäuser zur Beendigung der Gespräche zunächst noch um fast fünf Prozent gestiegen, so gab er diese Gewinne anschließend komplett wieder ab und büßte am Schluss gar 1,5 Prozent ein.

Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammengehen "keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde", hieß es in den Mitteilungen. Dies gelte "auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen."

Die Aktien der Commerzbank verloren am Handelsende 2,3 Prozent. Allerdings hatten sie schon vor Bekanntwerden des Abbruchs der Fusionsgespräche in diesem Umfang nachgegeben. Hier dürften Anleger nach Einschätzung von Händlern Gewinne mitgenommen haben. Denn die immer neuen Spekulationen um eine Übernahme der Commerzbank hatten den Kurs seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent nach oben getrieben.

Analystin Anke Reingen von der Bank RBC wertete den Abbruch der Fusionsgespräche als Entlastung für die Deutsche Bank. Denn diese hätte zur Finanzierung des Deals das Kapital wohl kräftig aufstocken müssen. Die Expertin rechnet damit, dass die Papiere der Deutschen Bank nun einen Teil der zuletzt unterdurchschnittlichen Entwicklung gegenüber den Commerzbank-Papieren wieder aufholen. Commerzbank-Aktien waren seit Jahresbeginn mehr als vier mal so stark gestiegen wie Deutsche-Bank-Anteile.

Bei der Commerzbank dürfte sich der Fokus nun wieder auf die eigene Strategie richten, so Reingen. Zumal andere als mögliche Käufer gehandelte Häuser wie die italienische Unicredit oder die niederländische ING keine Eile haben dürften, aktiv zu werden. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bank könne die Gewinnung neuer Kunden bei der Commerzbank zuletzt etwas gehemmt haben, fügte die Analystin hinzu.

Kian Abouhossein von der Investmentbank JPMorgan zeigte sich überrascht vom Gang der Dinge und warf die Frage auf, welche Alternativen die Deutsche Bank denn nun habe. Das Geldhaus müsse den Umbau noch forcieren, trotz der Quartalszahlen, die am Donnerstag die Erwartungen überboten hätten. Denn die bislang ergriffenen Schritte dürften die Kapitalausstattung des Instituts nicht ausreichend verbessern. Wahrscheinlich seien weitere Maßnahmen im renditeschwachen Investment Banking notwendig - und ein noch stärkerer Dreh an der Kostenschraube./bek/he