DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Finanzaufsicht hat vor einer zu großzügigen Vergabe von Krediten infolge eines zu starken Wettbewerbs gewarnt. "Eine zu laxe Kreditvergabe kann in der Zukunft zu großen Problemen führen", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld, dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Falls noch weitere Risikofaktoren hinzukommen, etwa geopolitische Risiken oder ein Einbruch der Konjunktur und bei den Immobilienpreisen, könnte ein perfekter Sturm drohen."

Im Kampf um neue Geschäfte gingen die Banken große Risiken ein. "Sorgen bereitet uns, dass einige Institute im Kreditgeschäft sehr aggressiv unterwegs sind und dabei offenbar teilweise ihre Kreditvergabestandards lockern", sagte Hufeld. Aus diesem Grund möchte die Behörde auf das Thema "ein erhöhtes Augenmerk legen". Neben der Kreditvergabe sieht der Bafin-Chef auch den Immobilienboom als Risiko für die Finanzstabilität.

Die Entwicklung der Immobilienpreise sei "beunruhigend". Falls die Preise weiter steigen und es zu einem übermäßigen Kreditwachstum kommen sollte, will die Bafin eingreifen. Sie könnte in dem Fall von den Banken Extra-Kapitalpuffer für Immobilienrisiken fordern. "Bislang erscheinen uns die Voraussetzungen dafür - anders als in anderen Ländern - noch nicht erfüllt." Aber in Abhängigkeit von den oben genannten Marktentwicklungen könnte die Bafin diesen Puffer anfordern.

Der starke Wettbewerb um Firmenkunden hatte zuletzt bereits die Ergebnisse der Banken belastet. So kämpfte zum Beispiel die Commerzbank mit einem schwachen Geschäft in diesem Bereich und die Finanzierer von gewerblichen Immobilien, die Aareal Bank und die Deutsche Pfandbriefbank, berichteten über einen erheblichen Druck auf die Margen. DZ-Bank-Finanzvorstand Cornelius Riese geht davon aus, dass es irgendwann zu einer Krise mit mehr Firmenpleiten und Kreditausfällen kommen wird. "Dann wird es eine Bereinigung in diesem Geschäft geben", sagte er dem "Handelsblatt".

Zu den zuletzt wieder stärker aufgekommenen Spekulationen einer Fusion der Deutschen Bank und Commerzbank wollte sich Hufeld nicht konkret äußern. Er sagt lediglich: "Konsolidierung ist eine Option, aber sie ist kein Allheilmittel. Es wäre naiv zu glauben, dass sich das Problem der Ertragsschwäche damit in kurzer Zeit strukturell wegzaubern ließe. Dazu müsste mehr passieren." Zudem warnte er als Aufseher vor einem anderen Problem: "Wir sollten auch die Lektionen der "Too-big-to-fail-Problematik" nicht allzu leichtfertig vergessen."

Deutschland braucht aber seiner Einschätzung nach mindestens einen Spieler mit globalen Fähigkeiten, die Unternehmen aus der Realwirtschaft ins Ausland begleiten können. "Es wäre nachteilig, wenn die dominierenden Finanzkonzerne wie in manch anderen Staaten nur aus dem Ausland stammen. Das sehe ich ebenso wie Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Das ist allerdings eine politische Einschätzung, keine aufsichtliche. Die Bafin wird keinen nationalen Champion herbeibeaufsichtigen."

Eine Übernahme einer großen deutschen Bank durch ein Institut aus dem Ausland sieht der Aufseher kritisch. "Grundsätzlich muss man feststellen, dass grenzüberschreitende Fusionen hochkomplex sind, extrem hohe Aufmerksamkeit des Managements erfordern, die gegebenenfalls dann anderweitig fehlt und in der Regel kaum zu den erhofften Kostensenkungen führen. Kostensynergien lassen sich eher durch eine Fusion innerhalb eines Landes erzielen."

Generell sieht er sich als Aufseher bei dem Thema aber ohnehin allenfalls in der zweiten Reihe. "Fusionen sollten aber primär eine Sache des Marktes, der betroffenen Manager sein und nur begrenzt der regulatorischen und politischen Rahmensetzer." Die Aufseher müssten eher dafür sorgen, dass die nach der Finanzkrise erarbeiteten Regeln und Vorgaben nicht zu schnell wieder gelockert werden.

Er sei froh, dass sich das Verhältnis zwischen Politik und Banken wieder normalisiert hat. "Ich finde es positiv, dass die Bundesregierung anerkennt, dass die Finanzwirtschaft für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt eine hohe Bedeutung hat", sagte er. "Aber das darf nicht dazu führen, wie von einigen Lobbyisten intendiert, dass die Regeln jetzt wieder auf breiter Front gelockert werden. Wer regulatorische Geschenke fordert, legt damit den Keim für die nächste Finanzkrise."/zb/she/jha/