Die anvisierte erneute Abstimmung über den Brexit-Deal der britischen Premierministerin Theresa May hielt Anleger allerdings von größeren Engagements ab. Dax und EuroStoxx50 notierten am Montagmittag jeweils knapp im Minus bei 11.653 und 3384 Punkten. Ähnliches zeichnete sich auch für den US-Leitindex Dow Jones ab.

Am Dienstag könnte May ihre bereits zwei Mal gescheiterte Scheidungsvereinbarung mit der EU erneut zur Abstimmung stellen. Der ehemalige britische Außenminister und prominente Brexit-Befürworter Boris Johnson bekräftigte aber seine Ablehnung. "Alles andere als eine weitere Niederlage wäre eine faustdicke Überraschung", prognostizierte Thomas Meißner, Chef-Anlagestratege der LBBW. "Wenn der ausgehandelte Brexit-Vertrag im Unterhaus erneut durchfiele, müsste der anstehende EU-Gipfel eigentlich einen Brexit-Aufschub beschließen, um einen harten Brexit zu vermeiden." Es sei aber unklar, ob die notwendige Einstimmigkeit herrsche. Das Pfund Sterling verbilligte sich am Montag um 0,3 Prozent auf 1,3245 Dollar. Der Euro legte dagegen 0,2 Prozent auf 1,1352 Dollar zu.

Erleichtert reagierten Anleger auf die Entscheidung der Ratingagentur Moody's, die Bonitätsnote Italiens nicht zu senken. Bei einer Herabstufung hätten die Staatsanleihen das Gütesiegel "Investment Grade" verloren, wodurch Pensionsfonds und Lebensversicherer zum Verkauf gezwungen wären. Stattdessen deckten sich Investoren wieder mit italienischen Bonds ein und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zehn-Monats-Tief von 2,430 Prozent. Gleichzeitig legten die italienischen Banken im Schnitt 2,5 Prozent zu. Sie haben zahlreiche Titel in ihren Depots.

STEUERN DEUTSCHE BANK UND COMMERZBANK AUF HOCHZEIT ZU?

Bei den Aktienwerten standen die Deutsche Bank und die Commerzbank wegen eines möglichen Zusammenschlusses im Mittelpunkt. "Eine Fusion käme einer Not-Operation gleich", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Sie diene dem politischen Kalkül, die Sorgen vor einer möglichen Insolvenz der Deutschen Bank auszuräumen. Auch Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, äußerte sich kritisch. "Es besteht die Gefahr, dass man eine größere, aber genauso schwache Bank kreiert." Die Aktien der Deutschen Bank gewannen dennoch 4,8 Prozent, die Titel der Commerzbank legten um 7,1 Prozent zu.

Die DWS-Papiere der verbuchten sogar einen Rekord-Kurssprung von knapp 14 Prozent. Marktspekulationen zufolge könnte die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank im Rahmen eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank zum Verkauf DWS-gestellt werden. Für den Versicherer Allianz sei eine Übernahme derzeit kein Thema, sagten Insider.

Gefragt waren auch die Titel der europäischen Zahlungsabwickler Wirecard und Worldline, die sich um bis zu 2,5 Prozent verteuerten. Sie profitierten nach Aussage von Börsianern von der 35 Milliarden Dollar schweren Übernahmeofferte von Fidelity National für den US-Konkurrenten Worldpay. Dessen Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 14 Prozent auf ein Rekordhoch von über 112 Dollar. Fidelity-Titel legten nach anfänglichen Verlusten 1,3 Prozent zu.

Abwärts ging es dagegen erneut für Boeing. Die Papiere des US-Flugzeugbauers büßten vorbörslich 2,8 Prozent ein. Einem Zeitungsbericht zufolge prüft das US-Verkehrsministerium mögliche Versäumnisse der Flugaufsicht FAA bei der Zulassung von Kontrollsystemen des neuen Modells 737 MAX. In den vergangenen Monaten stürzten zwei Maschinen dieses Typs ab.