(Neu: Aussagen.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse hat nach einem sehr guten Jahr 2018 die Erwartungen gedämpft. "Für das laufende Geschäftsjahr sind unsere Erwartungen aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds etwas verhaltener", sagte der seit etwas mehr als einem Jahr amtierende Konzernchef Theodor Weimer am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. "Die zyklischen Risiken steigen und die politischen Risiken sind schwer abschätzbar. Dennoch sind wir zuversichtlich, auch weiterhin deutlich aus eigener Kraft wachsen zu können." Es sei nicht möglich, die Ergebnisse einfach fortzuschreiben. Die Deutsche-Börse-Aktien sackten deutlich ab.

Weimer bekräftigte auch die Absicht, weiter zukaufen zu wollen. "Zudem werden Wert schaffendes externes Wachstum und die weitere konsequente Nutzung neuer Technologien im Fokus stehen", sagte der Ex-HVB-Chef und bekräftigte damit frühere Aussagen. Weimer hat dabei nach den eher kleineren Zukäufen der Devisenhandelsplattform GTX und der Fondshandelsplattform Swisscanto im vergangenen Jahr auch wieder mittelgroße Ziele im Visier. Sobald sich die Gelegenheit für einen Zukauf ergebe, bei der alles passe, wolle er zuschlagen.

Zu konkreten Unternehmen wie der aktuell zum Verkauf stehenden Währungshandelsplattform FXAll wollte er sich nicht äußern. Auch zur Wahrscheinlichkeit einer Übernahme noch in diesem Jahr wollte er keine Stellung nehmen, ließ aber auch keinen Zweifel, dass die Deutsche Börse hart daran arbeitet. "Ich will nicht als Ankündigungsweltmeister in die Gazetten eingehen", sagte der frühere Bank-Manager.

Zu seinem Leid seien die Preise für mögliche Übernahmekandidaten trotz der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten noch nicht gesunken. Für FXAll oder die Anleiheplattform Tradeweb wurden zuletzt Preise von mindestens drei Milliarden Dollar kolportiert. Deutsche-Börse-Finanzvorstand Gregor Pottmeyer bezifferte die Summe, die der Börsenbetreiber ohne Probleme aufbringen könnte, auf rund 1,5 Milliarden Euro.

An der Osloer Börse, um die derzeit die beiden Konkurrenten Euronext und Nasdaq buhlen, hat Weimer indes kein Interesse. Das Unternehmen sei zu stark auf den Kassahandel ausgerichtet. Er glaubt zudem, dass die Zeit der Konsolidierung der Börsenbetreiber erst einmal vorbei ist. Weimer rechnet vielmehr damit, dass sich künftig Plattformen für einzelne Anlageklassen zusammenschließen - vor allem der Devisenhandel sei hier interessant, da dort noch sehr viel unreglementiert laufe.

Zufrieden blickte Weimer auf das Geschäft im vergangenen Jahr, dem ersten unter seinen Fittichen. Dabei schaffte er es, den Fokus wieder auf das operative Geschäft zu rücken. Das turbulente Jahr 2017 - unter der Verantwortung seines Vorgängers Carsten Kengeter, mit einem wieder einmal gescheiterten Versuch, die Londoner Börse LSE> zu übernehmen, den Insidervorwürfen und dem anschließenden Chefwechsel - ist damit abgehakt.

Dank der stark schwankenden Aktienkurse und der wieder höheren US-Zinsen lief es auch ohne größere Zukäufe blendend. Die Erträge und das Ergebnis im operativen Geschäft zogen deutlich an. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis kletterte um 17 Prozent auf etwas über eine Milliarde Euro.

Der Gewinnanstieg lag im Rahmen der erst vor kurzem erhöhten Prognose und der Erwartungen der Experten. Die Nettoerlöse zogen um 13 Prozent auf 2,77 Milliarden Euro an. Der Börsenbetreiber profitierte von starken Kursausschlägen, da so zum einem das Geschäft an den Aktienmärkten selbst anzieht und zum anderem die Investoren mehr Geld in Absicherungsprodukte der Derivatesparte Eurex - das größte Geschäftsfeld des Unternehmens - stecken.

Zudem spielten die gestiegenen Zinsen in den USA der Deutschen Börse in die Karten - diese ließen die Erträge der in Dollar gehaltenen Kundengelder bei der Tochter Clearstream steigen. Unter dem Strich sank der Gewinn allerdings unter anderem wegen der Abfindungen im Zuge der Stellenstreichungen um sechs Prozent auf 824 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen aber trotzdem eine um 25 Cent auf 2,70 Euro angehobene Dividende erhalten.

Im laufenden Jahr erwartet die Deutsche Börse bei den Nettoerlösen einen Anstieg aus eigener Kraft von mindestens fünf Prozent. Dank des Sparkurses sollte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn um rund zehn Prozent zulegen. Abhängig von der Entwicklung der Aktienmarktvolatilität könnte das Wachstum des Gewinns auch etwas höher oder niedriger ausfallen.

Das angepeilte Wachstum wird auch zu einer weiter steigenden Anzahl an Mitarbeitern führen - und das trotz des laufenden Stellenabbaus. "Auch künftig planen wir eine weitere Aufstockung unseres Personals - das ist schlicht und einfach Ergebnis unserer Wachstumsstrategie", sagte Weimer. "Wir zielen nicht darauf ab, mehr Mitarbeiter einzustellen. Aber das wird sich einfach ergeben. Im Saldo werden wir also auch über die nächsten Jahre neue Arbeitsplätze schaffen."

Der Konzern hatte im Mai angekündigt, 350 Vollzeitstellen zu streichen, darunter 50 Führungspositionen, um so Kosten zu senken und Freiräume für Investitionen in moderne Technologien zu schaffen. Nach Angaben des Vorstands hat sich das Unternehmen inzwischen von etwa 60 Führungskräften getrennt, damit sei dieser Teil des Stellenabbaus "weitgehend abgeschlossen".

Das Freiwilligenprogramm für den weiteren Stellenabbau sei auf "sehr gute Resonanz" gestoßen, hieß es. Zugleich baute die Deutsche Börse an anderen Stellen Personal auf, weltweit stellte das Unternehmen im vergangenen Jahr 650 Mitarbeiter neu ein. Zum Jahresende 2018 beschäftigte das Unternehmen 5964 Mitarbeiter. Ein Jahr zuvor waren es 5640.

An der Börse sorgte vor allem der verhaltene Ausblick für deutliche Verluste - die Aktie büßte am Nachmittag fast vier Prozent auf 109,55 Euro ein und lag damit am Dax-Ende. Damit schmolz der bisherige Jahresgewinn auf rund vier Prozent zusammen und das Plus seit dem Amtsantritt Weimers beträgt jetzt nur noch rund 13 Prozent.

Das Papier der Deutschen Börse hatte im Juli vergangenen Jahres ein Mehrjahreshoch von 121,15 Euro erreicht, seitdem aber wieder etwas an Boden verloren. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 21 Milliarden Euro ist der Börsenbetreiber aber der wertvollste Finanzkonzern am Finanzplatz Frankfurt - weit vor der Deutschen Bank (15 Mrd) und der Commerzbank (8 Mrd)./zb/men/edh