QUICKBORN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Vorstand und Aufsichtsrat der Online-Bank Comdirect können sich mit Blick auf das Übernahmeangebot der Commerzbank zu keiner klaren Empfehlung für ihre Aktionäre durchringen. Die von der Commerzbank gebotene Summe von 11,44 Euro je Aktie sei jedenfalls angemessen, teilte Comdirect am Mittwoch in Quickborn mit. Kurzfristig orientierten Aktionären rät das Institut daher, die Offerte der Mehrheitseignerin aus Frankfurt anzunehmen.

Für langfristig interessierte Anleger hat die Comdirect hingegen keine Empfehlung parat. Man könne auf Grundlage des Angebots nicht beurteilen, was die Komplettübernahme durch die Commerzbank für die Ausrichtung von Comdirect bedeuten werde, schrieb sie zur Begründung. Es fehlten genauere Aussagen zu Strategiefeldern und erwarteten Synergien, aber auch Zusagen für die Standorte und Strukturen Online-Bank.

Der Commerzbank gehören bereits 82 Prozent der Comdirect-Aktien. Mit der Übernahmeofferte wollen die Frankfurter über die Schwelle von 90 Prozent kommen, damit sie in einem sogenannten Squeeze-out die übrigen Aktionäre herausdrängen können. Anschließend will die Commerzbank Comdirect mit sich selbst verschmelzen und die bisherige Zwei-Marken-Strategie beenden. Das Übernahmeangebot an die übrigen Comdirect-Aktionäre gilt noch bis 6. Dezember.

Allerdings ist offen, ob sie die Anteilseigner bis dahin überzeugen kann. Zwar lag die Offerte bei ihrer Ankündigung im September 25 Prozent über dem vorherigen Kurs der Comdirect-Aktien. Doch die Papiere haben inzwischen weiter zugelegt. Am Mittwoch wurden die Titel mit 13,48 Euro gehandelt - und damit deutlich über dem Commerzbank-Gebot.

Unter den übrigen Aktionären von Comdirect baut sich Widerstand auf. So hat der aktivistische Investor Petrus Advisers inzwischen gut fünf Prozent der Comdirect-Anteile erworben. Sollte er seine Beteiligung auf mehr als zehn Prozent ausbauen, könnte er zumindest den Erfolg des jetzigen Übernahmeangebots verhindern - und die Commerzbank zwingen, mehr Geld zu bieten.

Commerzbank-Chef Martin Zielke will davon bisher nichts wissen. "Jetzt ist die richtige Zeit, um unser Angebot anzunehmen", sagte er, nachdem Comdirect die Höhe des Gebots als angemessen befunden hatte.

Zielke hatte schon Ende Oktober gedroht, dass die Commerzbank die Komplettübernahme auch anders durchsetzen könnte - nämlich auf den Hauptversammlungen beider Unternehmen. Auf dem Aktionärstreffen von Comdirect hat sie mehr als 75 Prozent der Stimmrechte und könnte damit einen Beschluss für eine Verschmelzung erwirken. Auf ihrer eigenen Hauptversammlung müsste sie bei den Commerzbank-Aktionären ebenfalls über 75 Prozent Zustimmung erreichen. Allerdings würde sich dieser Prozess länger hinziehen und könnte Klagen von Anlegern nach sich ziehen./stw/kro/he