QUICKBORN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Onlinebank Comdirect hat sich im vergangenen Jahr trotz niedriger Zinsen und der Zurückhaltung ihrer Kunden bei Wertpapiergeschäften wacker geschlagen. Der Gewinn stieg deutlich, wenngleich dies ohne einen einträglichen Beteiligungsverkauf nicht gelungen wäre. Die Comdirect-Aktionäre haben aber nur bedingt etwas davon: Der Vorstand plant, die Dividende zu kürzen. Mit dem Geld sollen stattdessen die Kapitalbasis gestärkt und Zukäufe wie jüngst des Finanzportals und Onlinebrokers Onvista gestemmt werden. Die Anleger sahen darüber hinweg: Die Aktie stieg bis zum Mittag um 1 Prozent.

"So stark ist die Comdirect seit Bestehen noch nie gewachsen", sagte Vorstandschef Arno Walter am Dienstag in Frankfurt im Rückblick auf das vergangene Jahr. Die Gesamtkundenzahl ist um 127 000 auf 3,117 Millionen gestiegen - sowohl bei den Privat-, als auch bei den Geschäftskunden hat die Bank zulegen können. Das betreute Kundenvermögen erhöhte sich um 10,3 Milliarden Euro auf einen Rekordwert von 75,7 Milliarden Euro.

Das eigene Profitabilitätsziel habe die Bank souverän erreicht, erklärte Walter. Der Gewinn der Commerzbank-Tochter stieg um 42 Prozent auf unterm Strich annähernd 93 Millionen Euro. Rund ein Drittel dessen kam allerdings aus dem Verkauf der Anteile am europäischen Zweig des Kreditkartenanbieters Visa. Dagegen warf das Kerngeschäft weniger ab als noch im Jahr 2015: Sowohl das Spar- und Kreditgeschäft, als auch die Gebühreneinnahmen etwa aus dem Wertpapierhandel bröckelten ab. Mit diesen Problemen steht die Comdirect aber nicht alleine da: Das Niedrigzinsumfeld und die politischen Unsicherheiten machen der gesamten Branche zu schaffen.

Im laufenden Jahr will Comdirect mit einer neuen Benutzeroberfläche fürs Wertpapier-Depot der Kunden punkten sowie mit einer sogenannten digitalen Vermögensverwaltung, die die Kunden je nach Wunsch mal mehr und mal weniger bei der Geldanlage unterstützt.

Eine heftige Datenpanne im Sommer verlief für die Bank letztlich glimpflich. Es sei bei einer "Handvoll" Kündigungen geblieben, sagte Bankchef Walter. Das Thema sei abgeschlossen. Im Juli war es wegen eines fehlerhaften Software-Updates zu großen Problemen gekommen, von denen rund 6500 Kunden betroffen gewesen waren. So hatten Kunden zum Beispiel Einblick auf fremde Comdirect-Konten erhalten.

Das Ergebnis im Schlussquartal sei besser ausgefallen als erwartet, schrieb Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet. "Die Dividendenkürzung hat uns allerdings negativ überrascht." Er habe das Management so verstanden, dass der Zukauf von Onvista keine Auswirkungen auf die Dividende habe. Stattdessen soll diese nun von 40 auf 25 Cent je Aktie sinken. In den Vorjahren hatte Comdirect fast den kompletten Gewinn ausgeschüttet. Vorstandschef Walter wollte keine Aussage darüber treffen, wie dies in der Zukunft gehandhabt wird: "Wir werden das jedes Jahr neu entscheiden müssen."

Comdirect hatte im Dezember die Onvista-Übernahme bekanntgegeben. Der Kaufpreis ist geheim. Das Geschäft soll weiterhin im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen werden. Für die Kunden ändere sich erst einmal nichts, sagte Comdirect-Chef Walter. Zusammengearbeitet werden soll vor allem im Hintergrund, etwa bei der Technik. Finanzchef Dietmar von Blücher erwartet aus der Eingliederung keine nennenswerte Ergebnisbelastung im laufenden Jahr./das/mis/fbr

Unternehmen im Artikel: comdirect bank AG, Commerzbank AG, OnVista AG