Zürich (awp) - Die Aktien des Chemieunternehmens Clariant stehen am Dienstagvormittag unter erhöhtem Abgabedruck. Beim Umsatz wurden die Erwartungen von Analysten zwar knapp erfüllt, beim operativen Gewinn hingegen verfehlt. Insbesondere die Performance des Bereichs Plastic & Coatings fiel schwächer aus als erwartet. Der Grundtenor von Analysten ist denn insgesamt auch negativ.

Um 10.00 Uhr büssen Clariant 2,89 Prozent auf 20,94 Franken ein. Der Gesamtmarkt (SPI) steht dagegen 0,28 Prozent höher.

Für die Bank Vontobel ist Clariant bei der angestrebten Verbesserung der Marge noch keinen Schritt weitergekommen. Und der organische Rückgang der verkauften Volumina zeige die hohe Abhängigkeit von der Konjunktur. Vontobel fragt sich gleichzeitig, ob die von Clariant genannten Ziele für 2021 allenfalls zu hoch gegriffen seien. Auf jeden Fall sei es bis dahin noch ein weiter Weg.

Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA hat die Erwartungen vor allem wegen des schwächeren Beitrags der Division Plastik & Beschichtungen verpasst sowie wegen höher als erwartet ausgefallener Einmalkosten. So sehen es die beiden amerikanischen Institute Goldman Sachs und JPMorgan. Beide verweisen zudem auf einen positiven buchhalterischen Effekt auf den EBITDA in der Höhe von 15 Millionen Franken. Die Mehrheit der Marktteilnehmer dürften dies in ihren Berechnungen nicht berücksichtigt haben, was den operativen Gewinn noch etwas enttäuschender aussehen lasse.

Besser als erwartet war dafür die Profitabilität in den Bereichen Care Chemicals und Catalysis. Goldman Sachs meint hierzu aber, dass die Stärke im Bereich Care Chemicals die Schwäche der Division Plastic & Coatings und die höheren Einmaleffekte nicht habe auffangen können.

In die gleiche Kerbe wie die ausländischen Kommentatoren schlägt die UBS. Der Rückgang des Betriebsgewinns bei Plastics & Coatings um 17 Prozent sei aufgrund der schwachen Endmärkte stärker ausgefallen als antizipiert, heisst es dort. Insgesamt sei die Entwicklung im ersten Quartal durch die zyklischen und rohstoffabhängigen Unternehmensteile beeinträchtigt worden. So habe im Bereich "Natural Resources" das positive Momentum bei der Volumenentwicklung zwar angehalten, der rapportierte EBITDA habe allerdings aufgrund des anhaltenden Preisdrucks die Erwartungen verfehlt.

Etwas positiver ist die erste Einschätzung von Baader Helvea. Die Erwartungen bezüglich EBITDA seien zwar verfehlt worden, allerdings hätten die Zahlen auf den zweiten Blick eine deutlich bessere Qualität. Die Abweichung gegen unten sei vor allem auf die zu veräussernden Unternehmensbereiche zurückzuführen, und der Richtungswechsel hin zu höherwertigen Spezialitäten schreite plangemäss voran, heisst es. Der Baader Helvea-Analyst rät den Anlegern denn auch, allfällige Kursschwächen für Zukäufe zu nutzen.

cf/uh