Zürich (awp) - Clariant werden am Donnerstag von der Börse abwärts geschickt. Der Chemiekonzern hatte am Morgen gleich mit mehreren Hiobsbotschaften aufgewartet. So wurde das in höchsten Tönen gelobte Joint Venture "High Performance Materials" schon vor dessen Start wieder aus dem Rennen genommen. Zusammen mit dem abrupten Abgang der Konzernchefs wirft dies viele Fragen auf. Und Rückstellungen für ein vermutetes Kartell reissen ein grosses Loch in die Kasse.

Gegen 9.30 Uhr notieren die Valoren von Clariant 9,2 Prozent tiefer bei 18,10 Franken. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI tendiert 0,43 Prozent über dem Schlussstand vom Vortag.

Analyst Markus Mayer von Baader Helvea bringt es auf einen kurzen Nenner: "What a mess!". Der überraschende Abgang des Konzernchefs am Vortag und der Halt der Verhandlungen mit Sabic hätten ihn "geschockt" - zudem seien die Zweitquartalszahlen "eine Katastrophe."

Denn Clariant hat eine Rückstellung von 231 Millionen Franken für eine laufende wettbewerbsrechtliche Untersuchung der EU-Kommission vorgenommen. Die EU-Wettbewerbshüter gehen einem Kartellverdacht nach. Sie prüfen, ob es bei Abnehmern von Ethylen zu wettbewerbswidrigen Absprachen kam. Vontobel-Experte Daniel Buchta geht aufgrund der Rückstellung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Clariant nun für schuldig befunden wird.

Mit dem Rücktritt des CEO und den beendeten Joint-Venture-Verhandlungen kommt jetzt nach Einschätzung von Mayer wieder eine andere Variante für Clariant ins Spiel. Sabic hat laut dem Analysten ein Interesse an einer vollständigen Übernahme von Clariant. Mayer denk, dass dies "nur eine Frage der Zeit ist". Denn immerhin hätten die Saudis inzwischen 10 Monate Zeit gehabt, die Bücher von Clariant zu durchleuchten.

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