China, für den Sektor momentan vor allem ein riesiger Absatzmarkt, wandle sich zu einem Impulsgeber für die Branche. "China sieht sich im Life-Sciences-Bereich als künftiger Champion", sagte Schwan am Donnerstag am Sitz des Schweizer Arzneimittelherstellers in Basel. "Sie sind sehr dezidiert beim Aufbau dieser Branche und wir wollen natürlich an dieser Chance teilhaben." Roche fasse dazu auch Partnerschaften oder Zukäufe ins Auge. Die Schweizer haben Erfahrung darin, wie man sich Know-how ins Haus holt: Die Töchter Genentech in den USA und Chugai in Japan haben umsatzstarke Medikamente zur Pipeline des weltgrößten Herstellers von Krebsmedikamenten beigesteuert.

Noch sieht Schwan die USA und Europa vorne, doch China hole auf. "Wenn Sie sehen, wie viel Geld in die Grundlagenforschung in China fließt, bin ich überzeugt, dass es mit der Zeit eine lebhaftere Startup-Gemeinschaft geben wird", sagte er. "Sie werden nicht nur Unternehmen sehen, die sich auf Me-Too-Produkte konzentrieren, was heute die große Mehrheit ist, sondern auch immer mehr Firmen, die mit wirklich differenzierten neuen Ansätzen kommen."

Im Hinblick auf Akquisitionen sieht Schwan chinesische Firmen nicht nur als Übernahmeziele, sondern künftig auch als Käufer. "Im Laufe der Zeit wird China nicht nur ein Markt sein, sondern auch eine Quelle der Innovation. Und es wird auch ein Konkurrent sein", sagte Schwan. "Daran besteht kein Zweifel. Man kann eine Diskussion darüber führen, wann der Zeitpunkt ist, aber nicht darüber, wo wir enden werden."

China ist für Roche bereits ein Wachstumsmotor. Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 5,3 Milliarden Franken (4,9 Milliarden Euro). Für das laufende Jahr stellte Schwan in China ein zweistelliges Wachstum der Verkaufserlöse in Aussicht. Insgesamt erzielte Roche 2019 einen Konzernumsatz von 61,5 Milliarden Franken, entsprechend einem Plus von acht Prozent.