Nach Schätzungen des chinesischen Branchenverbandes CAAM dürfte die Nachfrage auf dem weltgrößten Automarkt 2020 um zwei Prozent schrumpfen und damit das dritte Jahr in Folge sinken, wie der Verband am Montag mitteilte. Der Rückgang fiele aber immerhin nicht so scharf aus wie 2019, als der Handelsstreit mit den USA und schärfere Abgasregeln dafür sorgten, dass die Verkäufe um mehr als acht Prozent sanken. Die Hoffnungen richten sich in diesem Jahr auf die mittelgroßen Städte im Hinterland der großen Küstenmetropolen, wo sich die Menschen nun ebenfalls ein Auto leisten können.

Analysten erwarten zudem, dass das Verbrauchervertrauen zurückkehren wird, da sich der Handelsstreit mit den USA entspannt. Alan Kang vom LMC Automotive hält in diesem Jahr deshalb sogar einen stabilen Autoabsatz für möglich. Die Autobauer selbst bleiben dagegen vorsichtig bei ihren Vorhersagen. Einige haben wegen der Flaute in China bereits die Produktion gedrosselt, Personal abgebaut und Fabriken geschlossen. "Wir erwarten, dass sich der Marktabschwung im Jahr 2020 fortsetzt und rechnen mit anhaltendem Gegenwind in unserem China-Geschäft", sagte Matt Tsien, Präsident von GM of China, bereits vergangene Woche. Der Absatz des größten US-Autobauers in der Volksrepublik schrumpfte im vergangenen Jahr um 15 Prozent. Ford, Nummer zwei in den USA, meldete in China gar einen Einbruch um mehr als ein Viertel. Führungskräfte von Geely und Ford-Partner Chongqing Changan Automobile rechnen zudem damit, dass der Verdrängungswettbewerb unter den kleineren Herstellern in China zunehmen wird.

WENIG LICHT, VIEL SCHATTEN

Als einer der wenigen konnte sich Volkswagen von dem negativen Trend absetzen und verbuchte im vergangenen Jahr in China ein leichtes Absatzplus von einem halben Prozent. Damit baute die Hauptmarke der Wolfsburger in einem Markt ihre führende Position aus. Dazu trugen vor allem Stadtgeländewagen bei, die sich auch bei Autokäufern in China zunehmender Beliebtheit erfreuen. Zudem kam die neue Marke Jetta offenbar bei vielen Chinesen gut an, mit der VW vor allem jüngere Kunden ködern will. Von den im Vergleich zu Wagen mit dem VW Logo günstigeren Modellen schlugen die Wolfsburger seit dem Start im September bereits 43.000 Fahrzeuge los.

Lichtblicke gab es auch bei den japanischen Herstellern Toyota und Honda sowie beim US-Elektroautobauer Tesla, der gerade mit der Auslieferung seiner in der neuen Fabrik in Shanghai gebauten Elektroautos begonnen hat.

Weltweit befindet sich die Autokonjunktur allerdings weiter auf Talfahrt. Der deutsche Branchenverband VDA geht wegen der schärferen CO2-Regulierung für Europa in diesem Jahr von einem Absatzrückgang um zwei Prozent aus. In den USA dürften laut der Prognose von Dezember voraussichtlich drei Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert werden. Das hat Folgen für die Konjunktur in den jeweiligen Ländern: So hat die Autokrise die Wirtschaftsleistung in Deutschland nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts im vergangenen Jahr um einen dreiviertel Prozentpunkt gedrückt.