PRAG (dpa-AFX) - Der Bau eines Atomreaktors in Dukovany in Tschechien rückt näher. Industrieminister Karel Havlicek und der Chef des Energiekonzerns CEZ, Daniel Benes, unterzeichneten am Dienstag einen Rahmenvertrag. "Wir können nun (...) zum Jahresende die Ausschreibung für den Hauptlieferanten starten", sagte Benes. Dukovany liegt rund 100 Kilometer nördlich von Wien und 200 Kilometer östlich von Passau.

Beide Seiten sind sich einig, dass der Reaktorblock mit einer Leistung von 1200 Megawatt im Jahr 2036 in Betrieb gehen soll. Er soll einen Teil der bestehenden Anlage sowjetischer Bauart ersetzen, die dann ihre Lebensdauer erreicht haben dürfte.

Die Kosten betragen den Angaben zufolge rund sechs Milliarden Euro. Sie sollen zu 70 Prozent durch einen Staatskredit finanziert werden, der während der Bauphase zinslos ist. Oppositionspolitiker forderten, Russland und China als mögliche Sicherheitsrisiken von der Ausschreibung auszuschließen. Benes entgegnete nach Angaben der Agentur CTK, es liege im Interesse von CEZ, möglichst viele Teilnehmer im Wettbewerb zu haben, die miteinander konkurrierten.

Das Kabinett in Prag brachte zudem am Dienstag einen Gesetzentwurf über die Abkehr von fossilen Brennstoffen auf den Weg. Er sieht unter anderem eine feste Vergütung für den neuen Atomstrom vor. Umweltschützer sehen das kritisch. Eine Studie zum benachbarten Polen im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy war bereits vor zwei Jahren zu dem Schluss gekommen, dass Investitionen in erneuerbare Energiequellen günstiger kämen als ein Akw-Neubau.

Die deutsche Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. Berlin müsse die EU-Kommission dazu bewegen, staatliche Akw-Beihilfen als illegal einzustufen. Ein Akw-Bau rentiere sich nicht und verursache Umweltschäden. "Tschechien fährt stur in die Atomkraft-Sackgasse hinein und scheut nicht vor dem massiven Einsatz von Steuergeldern" zurück, kritisierte die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag./hei/DP/fba