FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoffnungen auf einen Verkauf des defizitären russischen Media-Saturn-Geschäfts haben am Freitag die Aktien des Elektronikhändlers Ceconomy angetrieben. Sie stiegen um gut 3 Prozent auf 8,55 Euro und lagen damit an der Spitze des MDax der mittelgroßen Börsenwerte. Für die Aktionäre ist das allerdings nur ein kleiner Trost: Seit dem Hoch der Papiere Mitte Januar bei 13,40 Euro ist der Aktienkurs um mehr als ein Drittel abgesackt.

Nach Angaben von Ceconomy befindet sich die Media-Saturn-Holding in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem russischen Konkurrenten M.video über den Verkauf ihrer russischen Filialen. Man habe "eine unverbindliche Einigung über wesentliche Eckpunkte einer möglichen Transaktion erzielt", hieß es. Dabei gehe es zugleich um den Erwerb einer Beteiligung von Media Saturn in Höhe von 15 Prozent an M.video. Dafür würde Media-Saturn nach derzeitigem Wechselkurs rund 258 Millionen Euro zahlen. Abhängig von der künftigen Entwicklung bei M.video sei eine Reduzierung diese Betrags möglich.

"Wir würden diese strategische Entscheidung begrüßen", sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Damit würde sich Ceconomy aus dem verlustreichen russischen Geschäft zurückziehen. Der Preis hierfür, die Beteiligung an M.video, sei zwar "kein Schnäppchen", aber "auch nicht vollends unrealistisch". Langfristig könne sich der Deal sogar bezahlt machen, denn Potenzial sei auf dem russischen Markt sei definitiv vorhanden. Und das Management von Ceconomy habe stets klar gemacht, dass es bei der Konsolidierung in der europäischen Konsumelektronikbranche eine aktive Rolle spielen wolle.

Der Experte nahm angesichts dieser neuen Entwicklung die Aktien von Ceconomy auf die Liste der "Top Picks". Sie hätten das Potenzial für eine Neubewertung und seien bei einer Abwägung von Chancen und Risiken ein attraktives Investment. Im Vergleich zu den Wettbewerbern würden sie mit einem Abschlag von rund 20 Prozent gehandelt.

Der Elektronikhändler Ceconomy hatte nach einer herben Schlappe im wichtigen vierten Quartal 2017 zuletzt operativ wieder Boden gut gemacht. Den Aktienkurs konnte das jedoch nicht stützen, die Papiere gaben in den vergangenen Monaten kontinuierlich nach. Der Wettbewerb im Elektronikhandel wird mit harten Bandagen geführt, nicht zuletzt durch hohe Rabatte.

Schwer wiegt zudem eine Mitgift, die Ceconomy im Sommer 2017 im Zuge der Abspaltung vom Lebensmittelhändler Metro mit auf den Weg bekommen hat. Um die Kapitalbasis des Elektronikgeschäfts zu stärken, erhielt Ceconomy eine zehnprozentige Beteiligung an der Metro. Durch den Kursverfall der Metro-Aktie, der sich durch eine Gewinnwarnung des Unternehmens noch beschleunigt hatte, musste Ceconomy im zweiten Quartal eine hohe Wertberichtigung vornehmen. Auch das lastete auf dem Aktienkurs./bek/ck/fba