(neu: Schlusskurse)

NEW YORK (dpa-AFX) - Die angekündigte Übernahme der US-Biosupermarkt-Kette Whole Foods durch den US-Onlinehändler Amazon hat am Freitag die Branche in Aufruhr versetzt. Die Aktienkurse großer Handelsketten dies- und jenseits des Atlantiks fielen vorübergehend prozentual teils zweistellig. Die Amazon-Papiere beendeten den Handel in New York mit plus 2,44 Prozent.

Die Whole-Foods-Titel wurden zunächst vom Handel ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme schossen sie direkt um rund 27 Prozent auf 42 Dollar hoch. Dies entspricht dem Preis, den Amazon je Aktie der Lebensmittelkette bezahlen will. Whole Foods wird entsprechend mit 13,7 Milliarden US-Dollar bewertet. Mit einem Plus von 29,10 Prozent kosteten die Whole-Foods-Anteile zum Handelsende 42,68 Dollar.

AMAZON BAUT MARKTMACHT KONTINUIERLICH AUS

Amazon hatte in den vergangenen Jahren stationäre Händler stark unter Druck gesetzt; der Konzern zeigte zuletzt aber immer mehr Interesse am Einstieg in das Geschäft mit Läden vor Ort. So eröffnete Amazon mehrere Buchläden und schmiedet auch Pläne für kleine High-Tech-Supermärkte, die von wenigen Mitarbeitern betrieben werden können.

Laut Marktexperte Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital hat die geplante Übernahme eine immense Bedeutung für den US-Einzelhandelssektor. Sie unterstreiche den enormen Wandel der Branche, ausgelöst durch das Geschäftsmodell von Amazon. Das Unternehmen scheine bereit zu sein, nun auch die Lebensmittelbranche so zu dominieren wie bislang den Nichtlebensmittelsektor, sagte Wilson.

Der Konzern mache das Leben der Wettbewerber allein durch seine Größenvorteile und seine Preismacht deutlich schwerer. Allerdings könnte Amazon allmählich ein Fall für die Kartellbehörden werden, mahnte Wilson an. Es sei möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis man in Washington gegen die zunehmende Macht von Amazon vorgehen werde.

HOHE KURSVERLUSTE BEI DEN WETTBEWERBERN

Die Aktien der US-Wettbewerber reagierten mit hohen Kursabschlägen auf die Offerte. So sackten die Anteile des weltgrößten Supermarkt-Betreibers Wal-Mart um 4,65 Prozent ab, während die Anteile anderer großer US-Konkurrenten wie Kroger , Target und Costco mit Abschlägen zwischen 5 und 10 Prozent ins Wochenende gingen.

Auch in Europa hatte der geplante Zukauf Auswirkungen: So verloren die Papiere der niederländischen Ahold Delhaize mit ihrem starken US-Geschäft mehr als 9 Prozent, die des französischen Handelskonzerns Carrefour gaben um mehr als 3 Prozent nach. Für die Anteile der britischen Supermarktketten Tesco und Sainsbury ging es um fast 5 beziehungsweise fast 4 Prozent abwärts. Die Metro-Aktien kamen mit einem Minus von etwas weniger als 1 Prozent vergleichsweise glimpflich davon./das/ajx/he

Unternehmen im Artikel: Carrefour, Amazon.com, Wal-Mart Stores, Metro