Die Aktien des Weltmarktführers bei Zug- und Lkw-Bremsen sollen zu je 80 Euro ausgegeben werden, wie die begleitenden Banken den Investoren am Mittwoch avisierten. Das Geld geht komplett an die Thieles. Offiziell sollte der Preis am Mittwochabend festgelegt werden. Angesichts der großen Nachfrage zieht Thiele auch die Option auf eine Aufstockung der Emission auf 48,4 Millionen Aktien, so dass nach der für den Freitag geplanten Erstnotiz rund 30 Prozent an Knorr-Bremse im Streubesitz sein werden. Das Unternehmen dürfte damit rasch in den Nebenwerteindex MDax einziehen.

Mit einem Vermögen von 15 Milliarden Euro ist der 77 Jahre alte Thiele nach der jüngsten Rangliste des "Manager Magazins" der siebtreichste Deutsche. Ursprünglich nur Geschäftsführer bei Knorr-Bremse, hatte er 1986 die Mehrheit an dem angeschlagenen Unternehmen übernommen und es zu einem Weltkonzern mit einem Umsatz von 6,2 Milliarden Euro und 30.000 Mitarbeitern gemacht. Er will mit dem Börsengang sein Vermächtnis sichern. Sein Sohn Henrik war im vergangenen Jahr im Streit aus der Familienholding ausgestiegen.

Knorr-Bremse ist zum Ausgabepreis 12,9 Milliarden wert. Der Börsengang des Münchner Traditionsunternehmens ist der bisher zweitgrößte in Deutschland in diesem Jahr. Die Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers hatte im Frühjahr 4,2 Milliarden Euro erlöst. Bei Knorr-Bremse liegt der avisierte Ausgabepreis knapp in der oberen Hälfte der Preisspanne, die von 72 bis 87 Euro reichte. Knorr-Bremse hatte die Zeichnungsfrist um einen Tag verkürzt - zum einen wegen der hohen Nachfrage, zum anderen wegen der wackligen Aktienmärkte. Organisiert wird die Emission von JPMorgan, der Deutschen Bank und Morgan Stanley.

Am Dienstag hatte der Knorr-Bremse-Nachbar Westwing sein Börsendebüt in Frankfurt gegeben. Die Aktie des Internet-Möbelhändlers ging zeitweise um 15 Prozent in die Knie und lag auch am Mittwochmittag mit 25,45 Euro unter dem Ausgabepreis von 26 Euro. Ihren Börsengang angekündigt haben für den Herbst auch die Beteiligungsfirma Primepulse, die knapp 290 Millionen Euro erlösen will, sowie der Elektroroller-Hersteller Govecs. Auch der dänische Arzneimittel-Importeur Abacus Medicine strebt an die Frankfurter Börse. Das Volumen von Neuemissionen in Deutschland könnte damit in diesem Jahr auf rund zwölf Milliarden Euro steigen, so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Der Stuttgarter Anlagenbauer Exyte hat seine Börsenpläne dagegen wieder begraben.