Für eine Zeit von drei Jahren müsse eine Regelung gefunden werden, um Arbeitsplätze im Vereinigten Königreich und in der Europäischen Union (EU) zu schützen, erklärten die Konzerne in einem vom britischen Industrieverband CBI initiierten offenen Brief. Jobs und Geschäftswachstum seien auf beiden Seiten bedroht, solange die Unternehmen sich auf eine Trennung von der EU ohne konkrete Vereinbarungen über die künftigen Beziehungen einstellen müssten. Die Unterzeichner, darunter der Telekomriese BT, beschäftigen in Großbritannien und der EU mehr als eine Million Menschen.

Das Schreiben hat besondere Brisanz, weil sich die Regierung von Premierministerin Theresa May erst unlängst um die Unterstützung der heimischen Wirtschaftswelt für ihren Brexit-Kurs bemüht hatte. Ein dafür geplanter offener Brief kam jedoch nicht zustande. Großbritannien zieht sich Ende März 2019 aus der Gemeinschaft zurück - unabhängig davon, ob es bis dahin Vereinbarungen über die künftigen Beziehungen gibt oder nicht. Die EU will erst über das Verhältnis zu den Briten nach dem Brexit verhandeln, wenn sie noch offene Fragen über den EU-Ausstieg selbst als ausreichend geklärt sieht.

AUFREGUNG UM JOHNSONS ARTIKEL

Für Spekulationen sorgte in Großbritannien zudem ein Artikel von Außenminister Boris Johnson im "Daily Telegraph", in dem er seine Vorstellungen einer "glorreichen Zukunft" des Königreichs nach dem Brexit darlegte. Er wiederholte darin die schon in der EU-Austrittskampagne 2016 umstrittene These, dass die Briten pro Woche 350 Millionen Pfund (fast 400 Millionen Euro) sparten, wenn sie die EU verließen. Großbritannien werde zudem für den weiteren Zugang zum EU-Binnenmarkt nicht zahlen müssen. Kabinettskollegen von Johnson werteten dessen kompromisslose Standpunkte als Angriff auf May, die sich mit der EU einigen muss und in dieser Woche in zwei Reden Details ihrer Positionen darlegen will.