Aufgrund der Aussagen von Theresa May über den Brexit, die weniger aggressiv ausfielen als erwartet, stieg das Pfund innerhalb von nur wenigen Stunden um mehr als 3 %, was Devisenhändlern die Möglichkeit gab, die britische Währung zu attraktiven Kursen zu verkaufen.

Zusätzlich zu der gewichtigen Androhung von Steuerdumping durch ihren Wirtschaftsminister und indem Theresa May die offensivsten Auszüge aus ihrer Rede gekonnt durch die Presse herausfiltern ließ, hat sie die Märkte mit ihrer Erklärung, das Parlament letztendlich über den Brexit abstimmen lassen zu wollen, positiv überrascht.

Obwohl sie dazu entschlossen ist, die Kontrolle über die europäische Immigration wieder selbst in die Hand nehmen zu wollen, wartet die britische Premierministerin das Urteil des obersten Gerichtshofs ab, der Ende des Monats eine Entscheidung über eine Abstimmung der Abgeordneten in zweiter Instanz treffen soll. Auch wenn die Konsequenzen im Falle einer Ablehnung durch das Parlament unklar sind, sorgt eine gesetzgebende Opposition dafür, dass es sich um einen weniger „harten“ Austritt handeln wird als bisher erwartet.

Außerdem haben die Aussagen von Donald Trump, der dem Brexit in der Times Tribut gezollt hat, bereits bestehende Ausrichtung des britischen Pfunds an den US-Dollar verstärkt. Er erklärte unter anderem „sehr schnell“ ein Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich abschließen zu wollen. Gleichzeitig zeigte er sich gegenüber dem Wall Street Journal bezüglich des Werts des US-Dollars besorgt. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass Korrelation zwischen Dollar und Pfund nicht verlässlich (und von Dauer) sein wird.

Aus makroökonomischer Sicht hat der Wertverlust des britischen Pfunds seit das Ergebnis des Referendums bekannt wurde sicherlich für eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der britischen Unternehmen und entsprechender Wirtschaftsindikatoren im Monat Dezember gesorgt. Der Fertigungssektor konnte zum Beispiel aufgrund eines bedeutenden Anstiegs der Nachfrage die größte Produktionssteigerung der letzten zweieinhalb Jahre verzeichnen. Auch die Zahlen für den Dienstleistungs- und Bausektor waren positiv denn die Statistiken übertrafen die Erwartungen der Analysten. Die Verbraucherpreise erhöhten sich innerhalb der letzten zwei Monate des Jahres 2016 von +1,2 % auf +1,6 % im Jahresvergleich. Schließlich sind auch die Beschäftigungszahlen besser als erwartet ausgefallen.

Trotz eines überwiegend positiven Gesamtbilds zeigt sich die Bank of England jedoch nicht erfreut, sondern vielmehr besorgt, dass es sich hierbei lediglich um ein Trugbild handeln könnte. Die Einleitung des Austrittsprozesses aus der Europäischen Union, deren Mitgliedschaft die Grundvoraussetzung für den direkten Zugang des Landes zum Binnenmarkt darstellt, lässt tatsächlich eine düstere Zukunft für die Untertanen ihrer Majestät von Großbritannien erahnen und die britische Geldinstitution zeigt sich logischerweise wenig geneigt, eine kurzfristige Straffung der Geldpolitik in Betracht zu ziehen.

Charttechnisch bleibt das Pfund also langfristig im Abwärtstrend. Die umfangreiche kurzfristige Aufwertung ermöglicht es Anlegern, die bisherige Gelegenheiten, die britische Währung zu verkaufen, verpasst hatten, GBP Positionen zu verringern bzw. neue Shortpositionen einzugehen. Die Betrachtung des gleitenden Durchschnitts über 50 Tage legt es nahe, dass die Kurse auf ihre vor kurzem erreichten Tiefpunkte zurückkehren werden und dass sich anschließend der Abwärtstrend in Richtung 1,15 USD fortsetzen wird.