NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben am Donnerstag ihre Erholung der vergangenen beiden Handelstage vorerst gestoppt. Nachdem sie am Morgen kaum verändert notierten, rutschten sie gegen Mittag leicht in die Verlustzone. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 55,30 US-Dollar. Das waren 49 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI fiel um 20 Cent auf 50,97 Dollar.

An den Finanzmärkten ist das Coronavirus wieder stärker in den Fokus gerückt. Die Auswirkungen der Epidemie dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) zum ersten Rückgang der globalen Nachfrage nach Rohöl seit etwa zehn Jahren führen. In den ersten drei Monaten des Jahres ist laut dem aktuellen IEA-Monatsbericht mit einem weltweiten Rückgang der Ölnachfrage um durchschnittlich 435 000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag zu rechnen. Zuvor hatte der Interessenverband für das erste Quartal noch einen Zuwachs um 800 000 Barrel pro Tag prognostiziert.

Zuletzt ist die Zahl der Infizierten in China sprunghaft angestiegen, auch die Zahl der nachgewiesenen Todesopfer ging stark nach oben. Zwar soll der sprunghafte Anstieg auf neue Diagnosemethoden zurückzuführen sein. Die Frage, ob die Zahlen der chinesischen Behörden vertrauenswürdig sind, ist durch den Vorgang aber in den Blick gerückt. Investoren setzten verstärkt auf vergleichsweise sichere Anlagen, während riskantere Anlagen wie Rohöl etwas weniger gefragt waren.

Die Rückkehr der Sorgen im Zusammenhang mit dem Virus dürfte nach Einschätzung von Marktbeobachtern den Druck auf Russland verstärken, einer weiteren Kürzung der Fördermenge durch die Opec+ zuzustimmen. Ein Expertengremium der Opec+, einem Zusammenschluss von Opec-Staaten und anderer Ölländer wie Russland, hatte in der vergangenen Woche eine Reduzierung um weitere 600 000 Barrel pro Tag zur Stabilisierung der Ölpreise empfohlen.

Nachdem sich das führende Opec-Land Saudi-Arabien bereits zustimmend zur Empfehlung geäußert hatte, zeigte sich Russland weiterhin zögerlich. Am Donnerstag hatte die russische Regierung mitgeteilt, dass noch keine Entscheidung über eine weitere Reduzierung der Fördermenge getroffen worden sei und dass diese "zeitnah" erfolgen soll./jkr/bgf/fba