(neu: mit Zitaten von EU-Außenbeauftragter Mogherini 7. und 8. Absatz)

CARACAS (dpa-AFX) - Funkstille zwischen Washington und Caracas: Im Konflikt zwischen den USA und dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro hat die Regierung in Caracas das verbliebene US-Botschaftspersonal des Landes verwiesen. Die Mitarbeiter hätten 72 Stunden Zeit, um Venezuela zu verlassen, teilte das Außenministerium am Dienstag mit. Die venezolanische Regierung sei aber grundsätzlich weiter zum Dialog bereit, solange die Gespräche von gegenseitigem Respekt geprägt seien.

Zuvor hatten die USA bereits angekündigt, ihr noch in Caracas verbliebenes Botschaftspersonal abzuziehen. "Die Entscheidung spiegelt die sich verschlechternde Lage in Venezuela wider und die Erkenntnis, dass die Anwesenheit des diplomatischen Personals sich zu einem Hemmschuh der US-Politik entwickelt hat", schrieb US-Außenminister Mike Pompeo auf Twitter.

Maduro hatte bereits im Januar die diplomatischen Beziehungen zu den USA abgebrochen. Er reagierte damit auf die Unterstützung Washingtons für seinen Widersacher Juan Guaidó, der sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt hatte. Ein Großteil der US-Diplomaten hatte daraufhin Venezuela verlassen.

Die Verhandlungen über die Einrichtung von Interessenvertretungen für ein Mindestmaß an Kontakt seien ergebnislos zu Ende gegangen, teilte das venezolanische Außenministerium mit. Deshalb müssten die Mitarbeiter der US-Botschaft nun gehen.

"Die Anwesenheit des (Botschafts-)Personals stellt ein Risiko für den Frieden, die Integrität und die Stabilität des Landes dar, weil verschiedene Sprecher der Trump-Regierung mit dem Einsatz militärischer Gewalt zum Schutz des diplomatischen Personals in Caracas gedroht haben", hieß es in der Mitteilung aus Caracas. Wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten hatte die venezolanische Regierung in der vergangenen Woche auch den deutschen Botschafter ausgewiesen.

Im Machtkampf mit seinem Gegenspieler Guaidó sagt Maduro immer wieder, die Opposition bereite gemeinsam mit den USA eine militärische Intervention in Venezuela vor. Guaidó hatte am Wochenende bei einer Kundgebung den Artikel 187 der Verfassung ins Spiel gebracht, nach dem das Parlament einen Militäreinsatz ausländischer Truppen in Venezuela genehmigen kann. US-Präsident Donald Trump hat eine Intervention nicht ausgeschlossen. Sicherheitsberater John Bolton erklärte zuletzt erneut: "Alle Optionen liegen auf dem Tisch."

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini warnte im UN-Sicherheitsrat vor einem Militäreinsatz in Venezuela. "Die Krise des Landes hat politische und institutionelle Gründe", sagte Mogherini am Dienstag in New York. "Die Lösung muss politisch sein, sowie friedlich und demokratisch. Wir glauben, dass keine militärische Entwicklung - ob von innen oder von außen - akzeptabel sein würde."

Mogherini betonte, dem Land dürfe auch keine Lösung von außen aufgezwungen werden. Anstelle dessen plädierte sie für eine internationale Initiative, die zu einem friedlichen und demokratischen Weg aus der Krise führen solle.

Unterdessen verschärft sich die Krise in Venezuela weiter. Wegen eines seit Tagen andauernden Stromausfalls erklärte die Regierung auch den Dienstag und den Mittwoch zu arbeits- und unterrichtsfreien Tagen. Maduro sagte, dass zwei Verdächtige bei dem Versuch gefasst worden seien, das Kommunikationssystem des wichtigen Guri-Wasserkraftwerkes zu sabotieren.

Zudem wurden Ermittlungen gegen Guaidó wegen Sabotage gegen die Energieversorgung des Landes eingeleitet, wie Generalstaatsanwalt Tarek William Saab mitteilte. Die venezolanische Justiz ermittelt bereits seit Januar gegen Guaidó, nachdem sich der Abgeordnete zum Übergangspräsidenten erklärt und Staatschef Maduro damit offen herausgefordert hatte. Dabei wurde auch eine Ausreisesperre gegen ihn verhängt. Seine Konten wurden eingefroren.

Maduro machte für den "elektrischen Coup" erneut Washington und die Opposition verantwortlich. Nur die USA verfügten über die Technologie für einen derartigen "Cyberangriff". "Wir erleben einen schweren Moment", räumte der Sozialist ein. Seit Donnerstagabend gibt es in Teilen des heruntergewirtschafteten Erdöl-Landes keinen Strom mehr. Die Opposition macht fehlende Wartung, Korruption und Missmanagement für den Stromausfall verantwortlich. Die von der Regierung nicht anerkannte und entmachtete Nationalversammlung erklärte wegen des Stromausfalls den Notstand. Allerdings haben Guaidó und das Parlament keine faktische Macht, das Militär steht bisher zu Maduro.

Guaidó rief seine Anhänger zu neuen Protesten auf. Er will den Moment nutzen und die Wut vieler Venezolaner über den Stromausfall in einen Volksaufstand gegen seinen Kontrahenten Maduro verwandeln. "Das wird der Beginn einer großen nationalen Mobilisierung", sagte er./dde/DP/fba