Zum Wochenanfang stürzten die Ölpreise um ein Drittel ab. Das war der größte Einbruch seit Januar 1991 zu Beginn des ersten Golfkrieges. Die Internationale Energieagentur warnte die Ölförderländer am Montag davor, "russisches Roulette" zu spielen. Angesichts der Nachfrageschwäche wegen des Coronavirus könnte dies schwerwiegende Folgen haben. Saudi-Arabien hat angekündigt, den Ölhahn wieder aufzudrehen. Das Königreich will damit Russland zum Einlenken bewegen, das bei einem Treffen mit der Opec am Freitag in Wien eine zusätzliche Produktionsdrosselung abgelehnt hatte.

Um die Nachfrageschwäche wegen des Coronavirus abzufedern, wollte die Opec die mit anderen Ölstaaten vereinbarte Förderbremse verstärken. Russland blockierte aber die Pläne und gab an, mit dem derzeitigen Preisniveau leben zu können. Saudi-Arabien will nun ab April den Ausstoß auf zehn Millionen Fass pro Tag (bpd) hochschrauben und sich damit einen größeren Anteil am Ölmarkt sichern, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Wochenende von zwei Insidern erfuhr. Zugleich stutzte der weltgrößte Öl-Exporteur die offiziellen Verkaufspreise für alle Rohölsorten ab dem kommenden Monat um sechs bis acht Dollar pro Barrel.

Rohöl der Nordsee-Sorte Brent stürzte in der Nacht zu Montag um 31,5 Prozent auf 31,02 Dollar je Barrel ab. Das war der größte Rückgang seit Januar 1991 zu Beginn des ersten Golfkrieges. US-Leichtöl verbilligte sich ebenfalls um bis zu ein Drittel auf 27,34 Dollar je Fass und war im Handelsverlauf dann noch ein Viertel billiger für 33,20 Dollar pro Fass zu haben. "Saudi-Arabien und Russland sind in einen Öl-Preiskrieg eingetreten, der begrenzt und taktisch sein dürfte", schrieb die Eurasia Group in einer Analyse.

ÖL UND CORONA SORGEN FÜR SCHOCK

Der Preiskampf und das Fluten der Ölmärkte treffen auf eine schwächelnde Nachfrage. Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt werde die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie schrumpfen, sagte die Internationale Energieagentur IEA am Montag voraus. Die Aufsichtsbehörde schraubte ihre Jahresprognose um fast eine Million Barrel pro Tag hinunter und rechnet für 2020 mit einem Ölbedarf von täglich 99,9 Millionen Fass. Dies entspricht einem Rückgang der Nachfrage um 90.000 Fass. Mittelfristig könnte der Verbrauch in einem Extremszenario sogar um bis zu 730.000 Barrel pro Tag sinken, falls die Länder die Ausbreitung des Coronavirus nicht eindämmen könnten.

Der Ölpreiskrieg und die Coronavirus-Krise versetzten die Anleger weltweit in Panik.[nL8N2B22TJ] "Dieses niedrige Preisumfeld sollte auf einige wenige Monate begrenzt sein, es sei denn, diese ganzen Virusauswirkungen auf den Weltmarkt und das Verbrauchervertrauen löst die nächste Rezession aus", sagte Experte Keith Barnett von ARM Energy in Houston. "Das Coronavirus ist plötzlich zum kleineren Problem für die Finanzmärkte geworden", betonte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Der Preis für Erdöl steht wegen der Coronavirus-Epidemie bereits seit Jahresanfang unter Druck. Weil Fabriken stillstehen, Flüge gestrichen und Reisen abgesagt werden, um eine weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern, wird weniger Öl nachgefragt und ein Abschwung der Weltwirtschaft befürchtet.