München (awp/sda/reu) - Rückschlag für Bombardier: Der kanadische Flugzeug- und Zughersteller muss seine Umsatz- und Ertragsziele aufgrund von Altlasten und Verzögerungen bei Eisenbahn-Projekten eindampfen.

Der Umsatz werde mit 17 Milliarden Dollar um eine Milliarde geringer ausfallen als geplant, räumte Bombardier am Donnerstag in Montreal ein. Das schlägt auch auf den Gewinn durch: Das bereinigte Ergebnis werde nur 1,5 bis 1,65 Milliarden Dollar erreichen.

Bisher hatte der Konzern bis zu 1,8 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Firmenchef Alain Bellemare machte für die Prognose-Korrekturen in der Zugsparte einen langsameren Hochlauf der Produktion und Kostendruck durch "einige herausfordernde Projekte aus der Vergangenheit" verantwortlich.

Worum es sich dabei handelt, sagte Bellemare zunächst nicht. Die Deutsche Bahn hatte sich Anfang April über Mängel an den Wagenkästen der neuen Generation des Hochgeschwindigkeits-Zuges ICE-4 beschwert und die Abnahme weiterer Züge bis zu einer Lösung gestoppt.

Der ICE wird von Siemens produziert, Bombardier liefert aber unter anderem den lackierten Rohbau für die Wagenkästen zu. Schweissnähte seien vereinzelt nicht ausgeführt worden wie vorgeschrieben, erklärte die Bahn.

Pannenzug für SBB

Auch die neuen Doppelstockzüge für die SBB haben markante Verspätung. Die SBB hatten die 62 Züge 2010 bei Bombardier bestellt. Ursprünglich hätten sie 2013 geliefert werden sollen. Wegen zahlreicher Pannen sind sie immer noch nicht fahrplanmässig im Fernverkehr im Einsatz.

Im ersten Quartal fiel der Umsatz von Bombardier nach vorläufigen Zahlen mit 3,5 Milliarden Dollar um eine halbe Milliarde geringer aus als von Analysten erwartet. Allein in der dominierenden Zugsparte fiel er um 11 Prozent.

Auch der bereinigte operative Gewinn lag im Konzern mit rund 265 Millionen Dollar deutlich unter den Schätzungen der Experten. Bellemare sprach von einem schwachen Quartal, unter anderem wegen der Auslieferungs-Takte von Flugzeugen und ungünstigen Wechselkurs-Entwicklungen.

Bellemare hatte Bombardier mit einem radikalen Umbau der Luftfahrtsparte in etwas ruhigeres Fahrwasser gebracht. Deren Probleme hatten den Konzern vor vier Jahren an den Rand der Insolvenz geführt. Die defizitäre Flugzeugbaureihe "C-Series" wurde an Airbus abgegeben, bei der die Swiss zu den ersten Kunden gehört hat.

Das Geschäft mit Turboprop-Flugzeugen (Q400) geht grösstenteils an den Finanzinvestor Longview Aviation Capital. Dass die Sparte nun bereits Ende Juni den Eigentümer wechselt, dezimiert den erwarteten Umsatz der Sparte in diesem Jahr um 250 Millionen auf 1,15 Milliarden Dollar.