MAILAND (awp international) - Die italienische HVB-Mutter Unicredit hat im vergangenen Jahr von ihrem rigorosen Sparkurs mit dem Abbau tausender Stellen profitiert. Der seit Sommer 2016 an der Spitze der Bank stehende Jean Pierre Mustier kann damit die Früchte seines radikalen Sparkurses und Konzernumbaus, der fast abgeschlossen ist, ernten.

Experten gehen aber davon aus, dass der Franzose, der gerne mit seiner Vergangenheit als Fallschirmspringer bei der Armee kokettiert, nicht locker lässt und die italienische Bank weiter auf mehr Effizienz trimmt. Angesichts der schwierigen Lage der europäischen Banken mit anhaltend niedrigen Zinsen, zum Teil schwierigen Bedingungen an den Märkten mit vielen wirtschaftlichen Risiken sei das auch notwendig.

Zuletzt hatten bereits die französischen Banken BNP Paribas und Societe Generale weitere Sparprogramme angekündigt. Auch die Deutsche Bank drückt massiv auf die Kosten - wobei das grösste deutsche Geldhaus den meisten anderen europäischen Instituten massiv hinterherhinkt, wie der Blick auf den geringen Gewinn im Vergleich zu den Milliarden vieler anderer Häuser zeigt.

So verdiente die Unicredit im vergangenen Jahr mit 3,85 Milliarden Euro elf Mal so viel wie die Deutsche Bank . Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das bei der Unicredit zwar einen Gewinnrückgang - damals war der Überschuss aber auch durch den Verkauf der Fondstochter Pioneer begründet. Bereinigt um Sondereffekte zog der Gewinn um acht Prozent an.

Die Erträge gingen um rund ein Prozent auf 19,7 Milliarden Euro zurück. Dies konnte die Bank durch um sechs Prozent auf 10,7 Milliarden Euro gesunkene Kosten sowie niedrigere Rückstellungen für Kreditausfälle mehr als ausgleichen. Ein grosser Teil der Kosteneinsparungen geht auf den Abbau von rund 14 000 Stellen seit Ende 2015 zurück. Zuletzt beschäftigte die Bank noch knapp 87 000 Mitarbeiter.

Im laufenden Jahr rechnet Bankchef Mustier damit, dass sich die Erträge zumindest stabilisieren und der Gewinn auf 4,7 Milliarden Euro klettert. Im deutschen Privat- und Unternehmenskundengeschäft, wo die Bank seit der Finanzkrise viele Filialen geschlossen und Stellen abgebaut hat, gingen Erträge und Gewinn deutlich zurück.

Mit dem starken Jahresabschluss hat Mustier die Scharte aus dem dritten Quartal wieder ausgewetzt. Damals hatte unter anderem eine Abschreibung auf das Geschäft in der Türkei das Ergebnis verhagelt. Er hatte kurz nach seinem Start im Sommer 2016 einen radikalen Umbau inklusive grosser Bilanzbereinigung eingeleitet. An der Börse wurde dieser Kurs lange Zeit honoriert.

Doch seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres musste die Aktie vor allem wegen der Schuldenkrise des Landes sowie der Furcht vor hohen Abschreibungen auf italienische Staatsanleihen wieder deutlich Federn lassen. Mit den 2018er-Zahlen und den Ausblicken konnte Mustier die Investoren aber wieder etwas besänftigen - zumindest zunächst. Nach einem starken Handelsstart schmolzen die Kursgewinne ab.

Bis zum Mittag lag die Aktie nur noch ein halbes Prozent im Plus. Citigroup-Analyst Azzurra lobte die Fortschritte bei der Profitabilität der Kernbank. Die Bewertung der Aktie sei zudem günstig. Trotz des Anstiegs summieren sich die Verluste in den vergangenen zwölf Monaten auf rund 40 Prozent. Mit einem Kurs von knapp 10,50 Euro liegt das Papier nur knapp über dem Niveau zum Startzeitpunkt von Mustier.

Immerhin konnte er die Marktkapitalisierung der Bank dank der Ausgabe neuer Aktien um rund 90 Prozent auf 23 Milliarden Euro steigern. Zum Vergleich: Die Börsenwert der Deutschen Bank ging im gleichen Zeitraum um rund eine auf 16 Milliarden Euro zurück und das obwohl sie ebenfalls viele Milliarden Euro über die Ausgabe neuer Anteile eingesammelt hat./zb/nas/fba