STUTTGART (dpa-AFX) - Der Milliardenverlust beim Autobauer Daimler im zweiten Quartal war absehbar. Zweimal hatte der neue Chef Ola Källenius in den vergangenen Wochen die Aussichten stutzen müssen, insgesamt mehr als vier Milliarden Euro an Sonderkosten mussten die Stuttgarter verbuchen, unter anderem wegen mutmaßlich manipulierter Dieselfahrzeuge. Ein markanter Punkt ist es dennoch: Es ist der erste Daimler-Verlust seit dem Finanzkrisenjahr 2009, den Källenius am Mittwoch mit seiner ersten Zahlenvorlage präsentieren musste.

Immerhin will Källenius im zweiten Halbjahr "das Blatt wenden", neue Modelle und die Lösung von Produktionsproblemen vor allem in den USA beim SUV-Modell GLE sollen dann wieder Schwung verleihen. Denn abseits der Milliardenbelastungen von Dieselantrieben, Takata-Airbags und einer nicht näher angegebenen Modellentscheidung bei den Nutzfahrzeugen war auch sonst wenig Glanz in dem, was die Pkw-Sparte Mercedes-Benz ablieferte.

Teils sind es ganz verschiedene Probleme, die die Autobauer plagen. Auch BMW war zu Jahresbeginn in der Autosparte in die roten Zahlen gerutscht, allerdings vorwiegend wegen einer Rückstellung für eine drohende EU-Kartellstrafe. Dennoch haben die Bayern ein Sparprogramm eingeläutet, das über die nächsten vier Jahre insgesamt 12 Milliarden Euro an Einsparungen bringen soll. Die Maßnahmen eines bei Daimler ebenfalls bereits laufenden Effizienzprogramms will Källenius erst im November im Detail vorstellen.

Die Autokonjunktur läuft insgesamt nicht rund, und die Problemliste ist lang: Handelsstreit zwischen USA und Peking, der drohende ungeregelte Brexit sowie eine abflauende Nachfrage in Europa, den USA und vor allem in China. Hinzu kommen hohe Kosten für die Entwicklung von Elektroantrieben und -modellen sowie für das autonome Fahren.

Der Continental-Konzern machte zu Wochenbeginn klar, dass sich die Bedingungen in der Auto-Großwetterlage wenn überhaupt nur moderat bessern werden. Bisher waren die Hannoveraner von einer Stabilisierung der Automobilproduktion in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen. Doch nun rechnet der weltweit zweitgrößte Autozulieferer im Gesamtjahr mit einem Produktionsrückgang bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen von rund 5 Prozent. Folge: Weniger Umsatz und Gewinn bei Conti als zuvor gedacht. Auch der Zulieferer Schaeffler äußerte sich bereits pessimistischer, was die Erwartungen an den Rest des Jahres angeht.

Beim japanischen Autobauer Nissan sind die Monate von April bis Juni ebenfalls schwach verlaufen. Einen Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei", dass der operative Gewinn um 90 Prozent eingebrochen sei, bestätigte der kriselnde Konzern im Wesentlichen. Nissan steht sowieso unter Druck, die Gewinne wieder zu steigern, nachdem die Allianz mit den Franzosen von Renault so brüchig geworden ist. Der ehemalige Renault-Chef und Nissan-Verwaltungsratsvorsitzende Carlos Ghosn hatte das Bündnis geleitet, nach seinem Rauswurf wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Börsengesetze in Japan ist aber die Frage, wie es weitergeht.

Der britische Luxusautobauer Aston Martin kommt ebenfalls nicht auf die Füße, statt bis zu 7300 Sportwagen werden in diesem Jahr wohl nur höchstens 6500 Karossen ausgeliefert. Die Aktie, seit dem Börsengang im Oktober ohnehin schon eine herbe Enttäuschung für die Anleger, verlor an der Londoner Börse ein Viertel ihres Werts.

Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele zur Tristesse. Die französische Opel-Mutter PSA etwa, die beim Sparen weiter Fortschritte macht und selbst die früher chronisch verlustreiche deutsche Tochter aus Rüsselsheim auf Erfolgskurs gebracht hat.

Und wer weiß: Vielleicht kann gerade der Volkswagen-Konzern mit seinen anstehenden Quartalszahlen an diesem Donnerstag ebenfalls einen Kontrapunkt setzen. Finanzexperten an der Börse gehen jedenfalls davon aus, dass die Wolfsburger dank eines größeren Anteils teurerer und damit profitablerer Stadtgeländewagen gut abschneiden könnten. Einige Börsianer setzen gar darauf, dass VW-Chef Herbert Diess sogar etwas optimistischer werden könnte./men/DP/zb