Die monatelangen Produktionsstopps in der Autobranche haben den angeschlagenen Zulieferer Leoni noch tiefer in die roten Zahlen getrieben.

Trotz einer deutlichen Geschäftserholung in China und auch in Europa bleibe der weitere Jahresverlauf infolge der Corona-Krise "extrem herausfordernd", erklärte Vorstandschef Aldo Kamper am Mittwoch. "Die Erholung, die jetzt im Mai, Juni, Juli stattgefunden hat, ist durchaus erfreulich", sagte der Chef des Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialisten zwar. "Aber ob das so bleibt oder nicht, das ist abzuwarten."

Die zum Verkauf stehende Kabelsparte soll nun zerschlagen werden, weil sich kein Käufer für dieses Segment als Ganzes fand. Kamper zufolge wird die Sparte aufgespalten in ein Autogeschäft, in ein Industriegeschäft und vier weitere, kleinere Teile. Für einige dieser Bereiche gebe es Interessenten, bisher jedoch nicht für alle. Im Öl- und Gasgeschäft ist sogar eine Abwicklung nicht ausgeschlossen. "Hier vor allem ist auch eine Restrukturierung durchaus eine Option", sagte Kamper.

Im zweiten Quartal versiebenfachte sich der Betriebsverlust auf 96 Millionen Euro. Der Nettoverlust verdreifachte sich auf 123 Millionen Euro. Hintergrund war ein Umsatzeinbruch um 46 Prozent auf 673 Millionen Euro. Es flossen Mittel (Free Cashflow) in Höhe von 244 Millionen Euro ab, fast dreieinhalb mal so viel wie vor Jahresfrist. Das laufende Kostensenkungsprogramm, im Zuge dessen Leoni 2000 Stellen abbaut, läuft nach Aussage von Kamper nach Plan und soll nicht ausgeweitet werden.

Leoni kämpft seit längerem mit hausgemachten Problemen und wurde in diesem Jahr zweimal vor dem Zusammenbruch gerettet. Nachdem sich Leoni mit seinen Gläubigern auf ein Rettungspaket geeinigt hatte, nahm der Konzern in der Corona-Krise auch Staatshilfe in Anspruch.