Die Hellofresh-Aktien erschienen mit 10,60 Euro erstmals auf den Kurszetteln, ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 10,25 Euro. Im weiteren Handelsverlauf stiegen sie bis auf 10,89 Euro. Bei seinem Börsengang sammelte Hellofresh 318 Millionen Euro ein, die das Verluste schreibende Unternehmen aus dem Reich von Rocket Internet zur Finanzierung des Wachstums nutzen will. Hellofresh liefert Kochboxen nach Hause, in denen die Kunden alle Zutaten finden, um selbst ein Menü zu kochen.

Hellofresh hatte erhebliche Preiszugeständnisse gemacht, damit der Börsengang beim zweiten Anlauf gelingt. Zum Ausgabepreis lag der Börsenwert des gesamten Unternehmens inklusive der Platzierungsreserve bei rund 1,7 Milliarden Euro. Bei einer Finanzierungsrunde im Dezember wurde das gesamte Unternehmen noch mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet. Damit ist Hellofresh dennoch doppelt so viel wert wie der US-Konkurrent Blue Apron, deren Aktien wegen sinkender Kundenzahlen und drohender Konkurrenz durch den Internethändler Amazon seit dem Börsendebüt im Juni die Hälfte ihres Werts verloren haben.

Bei Blue Apron hat sich der Nettoverlust im dritten Quartal auf 87,2 (Vorjahr: 37,4) Millionen Dollar mehr als verdoppelt, wie der US-Konzern am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig sank die Zahl der Kunden, nachdem Blue Apron die Marketingausgaben senkte. Dafür bestellten die verbliebenen Kunden mehr, die Erlöse legten um drei Prozent auf 210,6 Millionen Dollar zu. Bei Anlegern sorgte der Umsatzanstieg für Erleichterung, die Aktie legte vorbörslich um knapp fünf Prozent zu.

TEURE EXPANSION

Hellofresh ist in den vergangenen Monaten auch auf Kosten von Blue Apron in den USA gewachsen, doch der Expansionskurs ist teuer. Im ersten Halbjahr 2017 stieg der Betriebsverlust (bereinigtes Ebitda) der Berliner Unternehmens auch wegen gestiegener Marketingkosten auf 46,5 (Vorjahr: 45,7) Millionen Euro, während der Umsatz um 49 Prozent auf 435 Millionen Euro wuchs. Hellofresh-Chef Dominik Richter verspricht, binnen 15 Monaten operativ die Gewinnschwelle zu erreichen.

Anders als Blue Apron ist das Unternehmen neben den USA auch in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Australien, Österreich, der Schweiz und Kanada tätig. Doch auch für Hellofresh sind die USA der wichtigste Markt, mehr als 60 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen dort.

Hellofresh war nach dem Essenslieferdienst Delivery Hero der zweite Börsengang einer Rocket-Internet-Beteiligung. Doch anders als bei Delivery Hero machte Rocket diesmal nicht Kasse, die Erlöse aus der Hellofresh-Emission flossen allein dem Berliner Unternehmen zu. Der Anteil von Rocket Internet an Hellofresh sinkt auf 47,6 Prozent von zuvor gut 53 Prozent.

(Reporter: Hans Seidenstücker; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1236 oder 030-2888 5168)