Die Aktien der deutsch-niederländischen Firma büßten am Freitag an der Frankfurter Börse fast ein Fünftel ihres Wertes ein und lagen mit 30 Euro kaum über dem Niveau von Mitte November, als Qiagen Überlegungen zu einem möglichen Verkauf des Unternehmens an Konkurrenten öffentlich gemacht hatte. An Heiligabend hatte Qiagen sich entschieden, "alle Gespräche dieser Art zu beenden" und auf die eigenen Wachstumspläne zu setzen. Die Alternativen seien "nicht überzeugend". Analysten sprachen von einer großen Überraschung. Die Interessenten ließen sich von der Absage aber nicht auf Dauer abwimmeln, schrieb DZ-Bank-Analyst Sven Kürten.

Dem US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific waren konkrete Übernahmegelüste für Qiagen nachgesagt worden. Qiagen selbst hatte von mehreren Interessenten gesprochen, aber keine Namen genannt. Siemens Healthineers hatte abgewinkt. An der Wall Street waren die Papiere, die in diesem Jahr von zwei Gewinnwarnungen gebeutelt worden waren, am Donnerstag zeitweise um 28 Prozent abgestürzt. Auch Thermo Fisher bröckelten ab.

Qiagen, das sich auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisiert hat, ist an der Börse noch knapp sieben Milliarden Euro wert. "Wir haben ein starkes und differenziertes Portfolio an molekularen Testlösungen, das die Möglichkeit für signifikantes Wachstum bietet", begründete Aufsichtsratschef Hakan Björklund die Entscheidung für die Eigenständigkeit.

SUCHE NACH NEUEM VORSTANDSCHEF

Die DZ Bank stufte die Aktie am Freitag auf "Halten" zurück und senkte das Kursziel auf 30 von 45 Euro. "Wir hatten eine Transaktion für sehr wahrscheinlich gehalten, weil Qiagen ein attraktives Übernahmeziel für mehrere Wettbewerber ist", hieß es zur Begründung. Analysten hatten einen Kaufpreis von 42,50 bis 45 Euro angenommen. "Wir glauben gleichwohl, dass die Bieter noch immer interessiert sind und möglicherweise irgendwann ein Angebot für Qiagen abgeben werden - mit oder ohne Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat", schrieb Kürten.

Auch die Aktien von Qiagen-Konkurrenten wie DiaSorin aus Italien, Tecan aus der Schweiz und Biomerieux aus Frankreich gaben nach.

Nun könne und müsse sich Qiagen erst einmal auf die Suche nach einem neuen Vorstandschef machen, sagte ein Händler. Seit dem Rücktritt von Peer Schatz im Oktober wird das Unternehmen interimistisch von Thierry Bernard geführt, der eigentlich die Molekulardiagnostik-Sparte leitet. Mit Schatz' Rücktritt hatte Qiagen einen Strategiewechsel und eine Umstellung seines Produktionsnetzes angekündigt, was hohe Kosten nach sich zieht. Das Unternehmen will die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems GeneReader beenden, in das es einst hohe Hoffnungen gesetzt hatte. Operativ wird Qiagen aus Hilden bei Düsseldorf geführt, offizieller Firmensitz ist Venlo in den Niederlanden.