MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Industriedienstleister Bilfinger kommt bei seinem Konzernumbau weiter voran. "Wir haben unsere Strategie 2020 erfolgreich vorangetrieben und unsere Zusagen verlässlich erfüllt", sagte Unternehmenschef Tom Blades am Donnerstag laut Mitteilung. Auch stehe das Unternehmen nicht mehr unter der Aufsicht des US-Justizministeriums. Das Jahr 2018 schloss das Unternehmen zwar unter dem Strich noch mit einem Fehlbetrag ab, doch im eigentlichen Geschäft lief es deutlich besser.

Aufgrund des aktuellen Auftragsbestands von 2,8 Milliarden Euro will Bilfinger im laufenden Jahr den Umsatz aus eigener Kraft im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen peilt das Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro an.

Die im SDax notierte Aktie legte nach dem Handelsstart um mehr als sechs Prozent zu. Das operative Ergebnis im vierten Quartal sei etwas schwächer als gedacht ausgefallen und der Ausblick etwas vage, schrieb Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow. Allerdings sei das Unternehmen weiter auf dem Pfad der Besserung.

Der seit Mitte 2016 an der Bilfinger-Spitze stehende Brite Blades hatte vor zwei Jahren einen tiefgreifenden Umbau eingeläutet. Seitdem konzentriert sich der Konzern auf zwei Geschäftsbereiche und trennte sich von verlustbringenden Geschäften. Dank des Umbaus lief es im vergangenen Jahr für Bilfinger im eigentlichen Geschäft auch deutlich besser. Der Umsatz kletterte 2018 um drei Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft legten die Erlöse sogar um sechs Prozent zu.

Der Auftragseingang wuchs um 10 Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebita) betrug 65 Millionen Euro, nach 3 Millionen ein Jahr zuvor. Allerdings hatten im Vorjahr Risikovorsorgen für Altprojekte in den USA das Ergebnis deutlich belastet.

Unter dem Strich stand ein Minus von 24 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Bilfinger einen Verlust von 89 Millionen Euro ausgewiesen. Rechnet man Sondereffekte und die verkauften Unternehmenstöchter heraus, dann schaffte der Industriedienstleister zum ersten Mal seit 2014 wieder einen Gewinn in Höhe von 36 Millionen Euro. Von der besseren Geschäftsentwicklung sollen auch die Aktionäre profitieren. Sie sollen erneut je Aktie eine Dividende von einem Euro erhalten.

Im vergangen Jahr gelang Bilfinger auch ein Befreiungsschlag. Seit Ende 2018 steht das Unternehmen nicht mehr unter Aufsicht des US-Justizministeriums. Seit 2014 hatten die Mannheimer unter Beobachtung gestanden. Die inzwischen verkaufte Bilfinger-Tochter Julius Berger war bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria in einen Korruptionsfall verwickelt, der 2010 aufgedeckt wurde. Das Unternehmen musste 2013 eine Strafe von 32 Millionen US-Dollar zahlen und eine Überwachung seines Compliance-Systems hinnehmen. Dazu kamen weitere Altfälle ans Licht, so dass die zunächst bis höchstens 2016 vorgesehene US-Aufsicht um zwei Jahre verlängert wurde.

Seit 2014 kam es bei dem Konzern auch des öfteren zu Chefwechseln: Nach mehreren Gewinnwarnungen nahm zunächst der CDU-Politiker Roland Koch seinen Hut. Er begründete dies auch mit Differenzen mit dem Aufsichtsrat. Auf ihn folgte als Interimschef sein Vorgänger Herbert Bodner. Der Norweger Per Utnegaard blieb anschließend noch nicht einmal ein Jahr, bevor 2016 der frühere Linde-Manager Blades das Ruder übernahm.

Der Bereich Recht und Compliance wurde unter Blades neu aufgestellt und personell verstärkt. So sollen auch Fälle wie in Brasilien verhindert werden, als Bilfinger fragwürdige Zahlungen in Zusammenhang mit einem Millionen-Auftrag der damaligen Tochtergesellschaft Mauell für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 entdeckte, deren Kauf wieder rückabgewickelt wurde. Als problematisch galt auch, dass Bilfinger lange Jahre auf Einkaufstour war und ein Sammelsurium verschiedenster Firmen aufkaufte, ohne diese wirklich zu integrieren.

Im Februar 2018 wurden Forderungen nach Schadenersatz an Ex-Vorstände öffentlich: Allen Mitgliedern der obersten Führungsebene, die zwischen 2006 und 2015 bei Bilfinger amtierten und vor 2015 in das Gremium eintraten, warf die Firma Pflichtverletzungen vor, unter anderem Roland Koch. Dieser wies die Vorwürfe zurück./mne/men/jha/