Es gebe immer wieder die Frage, warum sich das Unternehmen nicht vom defizitären Geschäft mit Konstruktion und Bau von Industrie- und Energieanlagen trenne, sagte Konzernchef Tom Blades am Donnerstag in Frankfurt. "Dagegen sprechen finanzielle und taktische Gründe", sagte er. Die Kunden im weitaus größeren, stabileren Wartungsgeschäft sähen die Expertise von Bilfinger im Anlagenbau als großen Vorteil. Ohne diese würde Bilfinger, nach eigenen Angaben der größte Industriedienstleister in Europa, bei manchem Auftrag leer ausgehen.

Die kleine Sparte Technologies machte im vergangenen Jahr einen operativen Verlust von 28 Millionen Euro. Im zweiten, großen Geschäftsfeld Wartung stieg das Ergebnis dank wachsender Einnahmen vor allem in Nordamerika. Insgesamt schrieb Bilfinger 2019 zum ersten Mal seit 2016 wieder schwarze Zahlen. Der SDax-Konzern verdiente 24 Millionen Euro nach einem ebenso hohen Fehlbetrag im Vorjahr.

Bilfinger schrumpft sich seit Jahren gesund. Der traditionsreiche frühere Baukonzern trennte sich vom Bau- und Immobiliengeschäft sowie von vielen Tochterunternehmen im Energieanlagengeschäft. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" drängt der Hedgefonds ENA das Management, sich von der Sparte Technologies zu trennen. Blades zufolge hält ENA weniger als ein Prozent der Aktien, hat aber über Optionen Zugriff auf mehr als zehn Prozent von Bilfinger. ENA-Vertreter hätten dem Mannheimer Unternehmen schon zwei Mal einen Besuch abgestattet und erklärt, sie seien sehr angetan von der jetzigen Strategie. 

Die 2017 als Zielmarke angekündigte operative Rendite von fünf Prozent werde jetzt erst 2021 erreicht, erklärte Blades. "Der Weg nach vorne ist etwas schwieriger und steiler, als wir uns das ursprünglich vorgestellt haben", sagte er. Neben dem Verlust in der Technologies-Sparte lieg das auch an Verschiebungen bei Großprojekten. Im vergangenen Jahr erzielte Bilfinger bei einem um sieben Prozent gesunkenen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro ein bereinigtes Betriebsergebnis von 104 Millionen Euro. Die Rendite verbesserte sich damit auf 2,4 von 1,6 Prozent. Im laufenden Jahr soll sie auf rund vier Prozent klettern bei gleichbleibendem Umsatz. Dieser wachse trotz stabiler Märkte der Hauptbranchen der Kunden von Bilfinger - Öl- und Gasindustrie, Chemie und Petrochemie sowie Energie und Versorgung nicht, weil der Auftragseingang im vergangenen Jahr gesunken war.

Bis 2024 soll der Umsatz die Marke von fünf Milliarden Euro knacken, als Betriebsgewinn sollen mehr als 250 Millionen Euro hängen bleiben. Der Brite Blades erklärte, er wolle diesen Plan umsetzen und signalisierte damit, dass er zu einer Verlängerung seines bis Mitte 2021 laufenden Vertrages bereit ist.