MANNHEIM (dpa-AFX) - Die Coronavirus-Pandemie und der Ölpreisverfall haben den Industriedienstleister Bilfinger im Auftaktquartal erheblich belastet. Jetzt will der Konzern die Dividende für das Jahr 2019 wegen des unsicheren Umfelds auf den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbetrag von 12 Cent pro Aktie kappen, wie er bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal am Donnerstag in Mannheim mitteilte. Ursprünglich hatte das Bilfinger-Management eine stabile Dividende von einem Euro je Aktie geplant.

Laut Aktiengesetz müsse der Konzern vier Prozent des Grundkapitals an die Aktionäre ausschütten, sagte ein Sprecher. Wenn das Unternehmen dies nicht tue, hätten die Aktionäre die Möglichkeit, dies einzuklagen.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Kurz nach Handelsbeginn verlor die Bilfinger-Aktie rund 3,8 Prozent an Wert und war damit Schlusslicht im Kleinwerte-Index SDax. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 57 Prozent eingebüßt und gehört damit ebenfalls zu den größten Verlierern im Index.

"Die Covid-19-Pandemie macht sich im gesamten Bilfinger-Geschäft bemerkbar, hinzu kommt der Ölpreisschock bei etwa einem Drittel unserer Aktivitäten", sagte Unternehmenschef Tom Blades laut Mitteilung. Allerdings steuere Bilfinger dagegen an und verfüge über eine solide Bilanz. Seinen ursprünglichen Ausblick für das laufende Jahr hatte der Vorstand bereits im Februar gestrichen.

Nach Prüfung der aktuellen Situation rechnet Bilfinger für das laufende Geschäftsjahr nun mit einem Umsatzrückgang von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,3 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebita) soll deutlich sinken, aber noch positiv bleiben. 2019 hatte Bilfinger noch einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen von 104 Millionen Euro ausgewiesen.

Im ersten Quartal ging der Umsatz im Jahresvergleich um neun Prozent auf 915 Millionen Euro zurück. Nach einem positiven Jahresauftakt seien die Erlöse in einigen Geschäftsteilen im März erheblich geschrumpft, hieß es. Dies betreffe vor allem das Wartungsgeschäft von Öl- und Gasanlagen in der Nordsee sowie Aktivitäten in Ländern, die wegen des Coronavirus einen Lockdown verhängt hatten, so in Österreich, Frankreich, Belgien und Polen.

Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) rutschte Bilfinger mit minus elf Millionen Euro tiefer in die Verlustzone. Im Vorjahr hatte hier ein Verlust von 4 Millionen Euro gestanden. Unter dem Strich blieb ein Fehlbetrag von 24 Millionen Euro nach einem Gewinn von neun Millionen Euro im ersten Quartal 2019.

Der Vorstand rechnet mit den größten Belastungen durch die Krise jetzt im zweiten Quartal. In der zweiten Jahreshälfte soll es eine allmähliche Erholung geben. Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal zwar um neun Prozent auf 1,06 Milliarden Euro. Allerdings seien Aufträge in erheblichem Umfang auf das nächste Jahr verschoben worden. Sie sollen dann 2021 zu einem deutlichem Umsatzwachstum führen./mne/stw/fba