MÜNCHEN (awp international) - Der Autobauer BMW hat wegen der Coronavirus-Pandemie seinen Ausblick im Kerngeschäft gesenkt und will nun die Zahl der Mitarbeiter reduzieren. Wie bei den Rivalen Volkswagen und Daimler verdüstern sich damit auch bei den Münchenern die ursprünglichen Aussichten für die Geschäfte im laufenden Jahr. Die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in zahlreichen Märkten hielten länger an als bei Vorlage der Prognose Mitte März absehbar, hiess es vom Dax -Konzern am Dienstagabend. Besonders stark dürften sich die Auswirkungen voraussichtlich im laufenden zweiten Quartal 2020 zeigen.

Die von Investoren stark beachtete Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern im Automobilbau erwartet das Management um Vorstandschef Oliver Zipse nun im Gesamtjahr zwischen 0 und 3 Prozent. Das heisst, dass von 100 Euro Umsatz im Autobau vor Zinsen und Steuern nur bestenfalls mit 3 Euro Gewinn zu rechnen ist - im schlechten Fall aber auch mit gar keinem Gewinn. Bisher standen 2 bis 4 Prozent Marge im Plan, im Vorjahr hatte BMW 4,9 Prozent erreicht. Die Zahlen zum ersten Quartal will der Konzern an diesem Mittwoch vorlegen.

Bisher hatte sich Zipse auch vorgenommen, das Jahr mit einer im wesentlichen gleichbleibenden Mitarbeiterzahl zu bestreiten. Doch nun sollen auch Stellen wegfallen, wie es aus München hiess. Die Ziele sollten mit einer Mitarbeiterzahl erreicht werden, die leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen werde. Das Unternehmen werde durch Fluktuation frei werdende Stellen nutzen, um den Personalumbau voranzutreiben. Wie viele Stellen dem verschärften Sparkurs zum Opfer fallen könnten, dazu machte BMW zunächst keine Angaben. Ende 2019 hatte der Konzern nach alter Zählung knapp 134 000 Mitarbeiter, auf Basis einer neuen Definition rund 126 000.

BMW hatte Mitte März zunächst wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 mit einer Produktionspause von vier Wochen gerechnet - nun sind es rund sechs Wochen geworden, zudem laufen die Werke in Europa, Südafrika und Nordamerika noch nicht sofort wieder auf vollen Touren. Zudem ist zweifelhaft, ob die Autokäufer sofort wieder Autos kaufen wie vor der Krise.

Derzeit trommelt die deutsche Autolobby mit dem Branchenverband VDA bei der deutschen Bundesregierung für eine staatliche Kaufprämie, um die für die Deutschland wichtige Branche mit ihren vielen Arbeitsplätzen aus dem Corona-Loch wieder anzuschieben. Ob das allein reichen würde, steht aber in Frage. BMW verkaufte im vergangenen Jahr nur 330 000 Autos seiner Marken in Deutschland - das sind 13 Prozent des weltweiten Absatzes von 2,54 Millionen Fahrzeugen. Allerdings gehen Branchenvertreter auch im wichtigsten Einzelmarkt China von Hilfsmassnahmen der Regierung aus. Auch in den USA laufen Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft.

Auch Volkswagen und Daimler hatten bereits ihre Geschäftsprognosen eingestampft und dabei jeweils vor Verlusten im zweiten Quartal gewarnt. BMW kappt nun als letzter deutscher Autokonzern seine Aussichten.

Auch bei den Motorrädern und bei den Finanzdienstleistungen geht BMW nunmehr von schlechteren Resultaten 2020 aus. Die Auslieferungen in der Motorradsparte dürften nun deutlich statt leicht sinken. Auch hier rechnet der Konzern mit weniger operativem Gewinn. Weil der sinkende Absatz auch das Neugeschäft mit Finanzierungen und Versicherungen schmälert, dürfte die Eigenkapitalrendite nun moderat statt nur leicht zurückgehen. Beim Vorsteuerergebnis auf Konzernebene war das Unternehmen ohnehin schon von einem deutlich sinkenden Wert gegenüber dem Vorjahr (7,1 Mrd Euro) ausgegangen - "deutlich" meint bei BMW einen Rückgang von mehr als 10 Prozent./men/he