(Der Name des Fondsmanagers im vorletzten Absatz lautet korrekt: Herrmann rpt Herrmann.)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker): Noch läuft die Dividendenmaschine wie geschmiert! Auch wenn hierzulande die im Dax schwer gewichteten Autobauer BMW und Daimler diesmal etwas schwächeln, so können sich die Anleger insgesamt wieder auf rekordhohe Ausschüttungen freuen. Ob sich der Aufwärtstrend angesichts der Konjunkturabkühlung im kommenden Jahr fortsetzen wird, ist fraglich.

SO LÄUFT DIE DIVIDENDENSAISON BISLANG:

Trotz schwächelnder Gewinne, Brexit-Chaos, Konjunkturabschwung und diverser internationaler Handelsstreitigkeiten, bislang ist auf eines Verlass: Die Dividendenzahlungen der Aktiengesellschaften. Die Unternehmen hierzulande verteilen auch 2019 wieder Rekordsummen an ihre Anteilseigner. Diesmal belaufen sich die Dividendenzahlungen deutscher Unternehmen auf mehr als 57 Milliarden Euro. Kaum ins Gewicht fallen einmal mehr einzelne Ausreißer, die ihre Ausschüttungen kürzen.

Seit Start des deutschen Leitindexes Dax im Jahr 1988 hätten Dividenden knapp ein Drittel zum jährlichen Gesamtertrag des Börsenbarometers von im Schnitt knapp 8 Prozent beigetragen, erklärt Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. Vorausgesetzt freilich, dass die Anleger ihre Dividendenzahlungen immer wieder reinvestiert haben, um den Zinseszinseffekt auszunutzen. Zum Vergleich: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen pendelt um den Nullpunkt.

DAS SAGEN EXPERTEN:

Fachleute wie Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank werden nicht müde, die Bedeutung der Dividende zu betonen: "Im aktuellen Umfeld, das durch hohe politische Unsicherheit geprägt ist, und in dem sich die Wachstumsdynamik der Wirtschaft spürbar verlangsamt, ist es noch wichtiger, auf nachhaltige Dividendenzahler zu setzen." Zudem sei die Qualität der Dividendenaktien in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Das heißt, immer mehr Unternehmen hätten innerhalb der letzten zehn Jahre die Dividenden kontinuierlich angehoben beziehungsweise nicht gekürzt.

Angesichts der weiterhin niedrigen Zinsen dürften sich Dividendenwerte solide entwickeln, prognostizierte Bissinger. Schließlich hat sich die Furcht vor steigenden Zinsen zuletzt verflüchtigt, nachdem die tonangebende US-Notenbank ihre Ende 2015 begonnene geldpolitische Straffung vorerst eingestellt hat. In diesem Jahr wird die Fed ihren Leitzins nun wohl nicht mehr verändern, und im kommenden Jahr könnte sie sogar eine Senkung vornehmen. Auch die Europäische Zentralbank hält erst einmal die Füße still und setzt die extrem lockere Geldpolitik fort. Damit bleiben festverzinsliche Anleihen im Vergleich zu Dividendenwerten relativ unattraktiv.

Allerdings stehe zu befürchten, dass 2019 vorerst das letzte Dividendenrekordjahr war, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Die wirtschaftlichen Rahmendaten verschlechtern sich zusehends", erläuterte Tüngler. "Schon jetzt treten einige AGs bei ihren Prognosen für das laufende Geschäftsjahr deutlich auf die Euphoriebremse, und wir haben bereits etliche Gewinnwarnungen gesehen." Ähnlich sieht das Mathieu Meyer vom Beratungs- und Prüfungsunternehmen EY: "Die Konjunktur läuft nicht mehr rund, und die Unternehmen sehen sich zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Risiken ausgesetzt, die auch die Geschäftsentwicklung belasten."

Wer nun als Anleger gezielt in Dividendenwerte investieren will, sollte Fachleuten zufolge bei der Aktienauswahl auf der Hut sein: Weder eine hohe Dividende noch eine hohe Dividendenrendite als Quotient aus Dividende und Jahresdurchschnittskurs sind per se ein Qualitätsausweis. Denn Unternehmen können ihre Ausschüttungen auch aus der Substanz und nicht aus den laufenden Gewinnen finanzieren, um die Anleger bei Laune zu halten. Zudem kann der Aktienkurs schwächeln und auch so die Dividendenrendite in die Höhe treiben.

Auch auf regionaler Ebene und bei Branchenbetrachtungen ist Vorsicht angebracht: Bei Anlagen in kleine und mittelgroße britische Firmen etwa sucht Fondsmanager Markus Herrmann von Lupus Alpha nach Unternehmen, denen die aktuellen Brexit-Diskussionen nichts anhaben können oder die davon sogar profitieren, etwa im Gesundheitswesen. Ausgeschlossen aber werden von Herrmann Firmen etwa aus dem Immobilien-, Auto- oder Reisesektor, die wegen sehr hochpreisiger Produkte überaus stark am Konjunkturzyklus hängen.

DAS MACHT DER DIVIDENDENINDEX DIVDAX:

Hierzulande schauen Dividendenfreunde gern auf den Index DivDax, der die 15 Dax-Konzerne mit der höchsten Dividendenrendite abbildet. Im für die Anleger schwierigen letzten Jahr hatte der DivDax rund 16 Prozent eingebüßt und sich damit etwas besser geschlagen als der Dax, der mehr als 18 Prozent verlor. Zudem ist der DivDax gegenüber dem deutschen Leitindex recht günstig bewertet. So beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax aktuell rund 15 und das des DivDax lediglich gut 13./la/ag/mis