Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen und die steigende Zahl batteriegetriebener Wagen mit Strom zu versorgen, müsse das Netz an E-Tankstellen dringend enger geknüpft werden, mahnte der Konzern am Donnerstag in Berlin. Dazu werde auch die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) angekündigte zusätzliche Milliarde Euro zur Förderung von Ladestationen benötigt, über die die Bundesregierung derzeit berät. Die Förderung müsse zudem zwischen den zuständigen Ministerien sowie zwischen Bund, Ländern und Kommunen koordiniert werden. "Wir brauchen in Deutschland jetzt schnell einen Masterplan Elektromobilität mit Schwerpunkt Ladeinfrastruktur", forderte Thomas Ulbrich, VW-Vorstand für E-Mobilität.

VW selbst treibt den Ausbau der E-Tankstellen bereits voran. Bis 2025 will der Konzern insgesamt 36.000 Ladepunkte an seinen europäischen Standorten sowie bei Händlern in größeren Städten aufbauen, die teilweise öffentlich zugänglich sein sollen. Insgesamt gibt der Konzern dafür rund 250 Millionen Euro aus. "Die Ladeinfrastruktur wird immer mehr zum entscheidenden Faktor für den schnellen Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland", betonte Ulbrich. Das Thema dürfte auch zu Sprache kommen, wenn sich am Freitag die Ministerpräsidenten der drei Bundesländer mit Standorten der Autobauer VW, Daimler und BMW in Berlin treffen, um über die Zukunft der Automobilindustrie zu beraten. Anschließend wollen sich die Regierungschefs von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), Bayern, Markus Söder (CSU) und Niedersachsen, Stephan Weil (SPD) vor der Presse äußern.

"LADEANGST" BEGEGNEN

Das Netz an Stromtankstellen müsse dringend ausgebaut werden, um der "Ladeangst" zu begegnen, sagten VW-Manager. Viele potenzielle E-Auto-Käufer hätten die Sorge, auf offener Strecke mit leerem Akku stehen zu bleiben, weil keine E-Tankstelle in der Nähe sei. Die Bürger müssten E-Tankstellen deshalb im öffentlichen Raum wahrnehmen. "Wir brauchen ganz dringend einen vorauseilenden Aufbau von Ladepunkten", sagte Stefan Schmerbeck, bei Volkswagen für Zukunftstechnologien und Außenbeziehungen zuständig. Ulbrich erinnerte daran, dass laut Koalitionsvertrag bis 2020 in Deutschland mehr als 100.000 zusätzliche öffentliche Ladepunkte geplant seien. Derzeit liege die Zahl bei weniger als einem Fünftel davon. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für einen raschen Ausbau geschaffen würden, etwa durch Anpassungen im Miet- und Baurecht oder durch die Ausweitung von Förderungsmaßnahmen für Ladeinfrastruktur in Parkhäusern und an öffentlichen Stellplätzen.

Volkswagen arbeitet bereits mit anderen Autobauern beim Ladesäulenbetreiber Ionity zusammen. Das kleine Gemeinschaftsunternehmen von Audi, BMW, Daimler, Ford, Porsche und VW soll bis 2020 in 23 Ländern 400 Schnell-Ladestationen mit bis zu 2400 Ladepunkten entlang wichtiger Autobahnen und Schnellstraßen in Europa aufbauen. Ende März waren erst 63 Stationen mit durchschnittlich sechs Ladepunkten in neun europäischen Ländern in Betrieb und 52 weitere im Bau. [L8N217788] Der Mangel an Ladestationen und die oft lange Ladedauer sind neben hohen Preisen und zu geringer Reichweite noch Bremsklötze für den E-Auto-Markt. Bei Volkswagen in Zwickau soll ab Herbst der neue "ID.3" vom Band rollen. Mit dem Kompaktwagen und weiteren E-Versionen, die in den nächsten Jahren folgen, will Volkswagen zu einem führenden Anbieter von Elektromobilität aufsteigen.