"Notgedrungen stellen sich Betriebe bereits jetzt auf einen ungeordneten Brexit ein, also Grenzkontrollen, Zölle, mehr Bürokratie und deutlich höhere Kosten", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Mittwoch. "Insbesondere im Warenverkehr wird es gravierende Verschlechterungen geben."

Ähnliches befürchtet auch der britische Verband der Autohersteller und -händler (SMMT). Sollte es bis zum EU-Austritt Großbritanniens Ende März 2019 nicht Klarheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen mit der Europäischen Union (EU) geben, seien Verzögerungen in Häfen und auf Autobahnen zu befürchten. Dies könne Lieferungen verlangsamen, die Produktion der Autobauer drosseln und die Kosten erhöhen.

"Wir können uns keinen Brexit ohne Abkommen leisten", sagte SMMT-Chef Mike Hawes. "Das ist die schlechteste der denkbaren Optionen für diese Branche." Rund 1100 Lastwagen brächten täglich Teile für Autofabriken nach Großbritannien. "Unsere Industrie ist auf beiden Seiten des Ärmelkanals tief integriert", sagte Hawes. Deshalb müssten die Verhandlungspartner die Bedürfnisse der gesamten europäischen Autoindustrie berücksichtigen und schnell handeln, um Schaden abzuwenden. Die Sorgen der Firmen hätten zuletzt deutlich zugenommen, sagte auch der Chefökonom der Bank von England (BOE), Andy Haldane.

Der DIHK hat auf seiner Webseite eine Checkliste zum Brexit veröffentlicht, die bereits mehr als 10.000 mal aufgerufen worden sei. "Dies zeigt die zunehmende Verunsicherung der Unternehmen", sagte Treier. Viele der britischen Vorschläge würden eher Verunsicherung stiften als die Verhandlungen voranzubringen - etwa eine Zollerhebung an den Außengrenzen für die jeweils andere Seite. "Die deutschen Unternehmen haben große Sorge, ob angesichts der ablaufenden Zeit noch rechtzeitig gemeinsame Lösungen gefunden werden", sagte der Experte.

BMW hat bereits reagiert, um Risiken einer Unterbrechung der Teile-Lieferung zu minimieren. Der Münchner Autobauer schließt sein Werk für den Kleinwagen Mini im englischen Oxford unmittelbar nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für vier Wochen. Die sonst im Sommer übliche Wartungsphase werde vorgezogen und beginne im kommenden Jahr bereits am 1. April.