(neu: Daimler holen mit neuer Konzernstruktur auf, Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien deutscher Autohersteller haben am Donnerstag mit Kurssprüngen auf die abgewendete Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und der EU reagiert. Ein unerwarteter Durchbruch bei den Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sorgte auch über den Autosektor hinaus für gute Stimmung, wie der 1,8 Prozent höhere Dax zeigte.

Allen voran ging es für BMW an der Dax-Spitze um 4,4 Prozent bergauf, Volkswagen folgten mit etwa 4 Prozent Plus. Daimler hinkten dem nach der eigenen Zahlenvorlage lange Zeit etwas hinterher, schlossen aber nach einem vermeldeten Konzernumbau auf. Letztlich kletterten die Anteile der Stuttgarter um 2,8 Prozent.

Der europäische Index der Autowerte war mit einem Anstieg um etwa 2,5 Prozent auch führend in der Branchentabelle. Aktien von Fiat Chrysler (FCA) erholten sich in Mailand um 3,5 Prozent von ihrem Vortags-Kursrutsch. Peugeot kletterten in Paris um 1,8 Prozent. In der Spitze erreichten sie mit 24,39 Euro ihren höchsten Stand seit 2008.

Händler sprachen von Erleichterung unter den Anlegern, nachdem Sorgen vor US-Autoimportzöllen am Mittwoch noch gemeinsam mit einer Gewinnwarnung von Fiat Chrysler auf dem Sektor gelastet hatten. Am Tag davor hatten starke Zahlen der Opel-Mutter PSA noch für Euphorie gesorgt. Die Berg- und Talfahrt der letzten Tage bei den Sektoraktien ging damit nahtlos weiter.

Bei dem Krisentreffen von Trump und Juncker in Washington hatten sich der US-Präsident und der EU-Kommissionschef am Vorabend auf einen Plan zur Beilegung des Zollkonflikts verständigte. Überraschend kam dies vor allem deshalb, weil sich beide vor dem Treffen noch unnachgiebig gezeigt hatten. Mögliche US-Zölle auf Autos sind nun nach Auffassung der EU vorerst vom Tisch. Solange verhandelt werde, solle es keine zusätzlichen Abgaben geben, hatte Juncker nach dem Gespräch gesagt.

"Es macht sich Erleichterung breit, da der US-Präsident bei seinen Drohungen gegen die EU eine Rolle Rückwärts zu machen scheint", sagte Analyst Ian Williams vom Analysehaus Peel Hunt. Heino Ruland von Ruland Research rechnet damit, dass Autowerte kurzfristig den deutschen Aktienmarkt stützen werden. Er zeigte sich in einem ersten Kommentar aber verwundert über den plötzlichen Sinneswandel bei Trump. "Letzte Woche war die EU ein Feind, nun aber ein verlässlicher Partner", so der Experte.

Daimler folgte der Erleichterung in der Branche erst nur reduziert, was am Markt mit einem enttäuschenden Zahlenwerk der Stuttgarter begründet wurde. Das operative Ergebnis war im zweiten Quartal kräftig abgerutscht, während der Umsatz trotz eines höheren Fahrzeug-Absatzes leicht gesunken war. Hans-Peter Wodniok vom Analysehaus Alphavalue sprach von "einer weiteren Verschlechterung nach den schon relativ schwachen Ergebnissen für das erste Quartal".

Zur Mittagszeit sorgte Daimler aber positiver für Aufsehen mit der Ankündigung einer neuen Konzernstruktur, die bei Aktionären gut ankam. Die drei Kernsparten sollen dabei künftig in einer Art Holdingstruktur rechtlich auf eigenen Beinen stehen. Anfangs sogar kurzzeitig im Minus liegend, bauten die Papiere der Stuttgarter ihre Gewinne am Ende auf 2,8 Prozent aus./tih/he