SAN FRANCISCO (awp international) - Ein US-Richter wird nach eigenen Angaben die Schadensumme von 80 Millionen Dollar gegen Bayer im zweiten verlorenen Glyphosat-Fall wahrscheinlich kürzen. Der zuständige Richter Vince Chhabria sagte in einer Anhörung am Dienstag (Ortszeit) in San Francisco, dass ein Teil der Summe eventuell falsch berechnet worden sei.

Bayer hatte Ende März diesen richtungweisenden Fall am Bundesbezirksgericht in San Francisco unter Vorsitz von Chhabria verloren. Die Geschworenen-Jury urteilte, dass das von Bayer gekaufte Unternehmen Monsanto für Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup haftbar ist und dem 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3 Millionen Dollar (71,2 Mio Euro) zahlen muss.

US-Richter Chhabria hatte Ende Mai im Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter den Versuch einer Schlichtung angestossen und den angesehenen Mediator Kenneth Feinberg ins Rennen geschickt. Mit dieser Wahl zeigte sich jüngst auch Bayer zufrieden, betont aber weiterhin die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung und verweist auf zahlreiche Studien.

Feinberg ist äussert anerkannt und war schon im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sowie beim Abgasskandal von Volkswagen aktiv. In diesen Fällen betreute er Entschädigungsfonds.

Bayer hat bisher drei Glyphosat-Fälle vor US-Gerichten verloren, mehr als 13 400 Klagen sind anhängig. Die jüngste Niederlage ging mit einer Schadenersatzforderung der Geschworenen von rund zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,8 Mrd Euro) einher.

Obwohl Bayer nach den Schlappen nun zumindest auszuloten scheint, ob eine Einigung mit den vielen tausend Klägern möglich ist, setzt der Dax-Konzern offiziell weiterhin auf womöglich günstigere Urteile von Berufungsrichtern in den nächsten Instanzen. Allerdings wächst der Druck angesichts der zahlreichen Klagen in den USA, eine aussergerichtliche Einigungen zumindest in Betracht zu ziehen./stk/mis/jha/