- von Alexander Hübner

In einem offenen Brief an Vorstandschef Tobias Hartmann verlangt Elliott einen Verkauf des Gebrauchtwagen-Portals AutoScout24 sowie ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm. Damit ließe sich der Aktienkurs kräftig steigern, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Brief des aktivistischen Investors, der mehr als sieben Prozent an Scout24 hält. "Wenn Sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Hindernisse für die Entfaltung von Scout24 zu beseitigen, gehen wir davon aus, dass der Aktienkurs auf mehr als 65 Euro je Aktie steigen könnte."

An der Börse machte das wenig Eindruck, zumal der Scout24-Vorstand reserviert blieb. Die Aktie legte leicht auf 50,45 Euro zu. Elliott hält ein Paket von Scout24-Aktien im Wert von mehr als 400 Millionen Euro und ist mit 7,5 Prozent der Anteile nach Daten von Refinitiv der zweitgrößte Anteilseigner hinter dem Hedgefonds Pelham.

Scout24 habe noch "signifikantes Wertsteigerungspotential", erklärte Elliott. Vergleichbare Unternehmen seien deutlich höher bewertet. Der 35 Milliarden Dollar schwere Fonds des Investors Paul Singer, der auch Großkonzerne wie ThyssenKrupp und Bayer vor sich her treibt, macht folgende Rechnung auf: Allein Deutschlands größtes Haus- und Wohnungsanzeigen-Portal Immobilienscout24 sei mehr als fünf Milliarden Euro wert, fast so viel wie der Börsenwert von Scout24 (5,4 Milliarden). Die Autobörse Autoscout24, mit der Scout24 gut ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet, könnte für bis zu 2,5 Milliarden Euro verkauft werden. Sie komme bei Scout24 ohnehin zu kurz.

Mögliche Käufer seien bereits in Sicht: Der Medienkonzern Axel Springer etwa, bei dem gerade der Finanzinvestor KKR eingestiegen ist, hat Insidern zufolge ebenso Interesse gezeigt wie der Gebrauchtwagenhändler Auto1, hinter dem der Technologieinvestor Softbank steht. Beide wollten sich dazu nicht äußern. "Getrennt voneinander hätten IS24 und AS24 die Möglichkeit, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, ganz zu schweigen von den möglichen Synergien, die ein neuer Eigentümer realisieren könnte."

ZU WENIG EHRGEIZ?

Mit dem Scout24-Vorstand um Tobias Hartmann hatten sich die Fondsmanager von Elliott mehrfach getroffen. Kurz nach einem der letzten Treffen kündigte Hartmann an, das Anzeigengeschäft für Immobilien und Autos stärker voneinander zu trennen und einen schuldenfinanzierten Aktienrückkauf über 300 Millionen Euro zu starten. Darauf verwies Scout24: "Wir haben umfassende Schritte angekündigt, die auf die Stärkung der beiden Geschäftsfelder, fortgesetztes Umsatzwachstum bei gleichzeitiger Steigerung der operativen Effizienz und eine Optimierung der Kapitalstruktur setzen." Doch das reicht Elliott nicht aus. Scout24 könne auch einen Aktienrückkauf im Milliardenvolumen verkraften. Hartmann zeige zu wenig Ehrgeiz: "Dieser Mangel an Ambition ist gerade für ein börsennotiertes Unternehmen mit der Qualität und den Perspektiven von Scout24 höchst besorgniserregend."

Der Vorstand hatte Scout24 an die US-Finanzinvestoren Blackstone und Hellman & Friedman verkaufen wollen - doch deren Übernahmeangebot über 46 Euro je Aktie war im Frühjahr gescheitert. Nur 35 Prozent der freien Aktionäre wollten die Offerte annehmen.