FRANKFURT (dpa-AFX) - Die heimische Chemieindustrie hat wegen des Ölpreisanstiegs und höherer Produktionskosten ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr leicht erhöht. Der Umsatz der Branche dürfte 2017 um 1,5 Prozent wachsen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, am Mittwochabend in Frankfurt. Im Dezember hatte der Verband nur ein Prozent Wachstum erwartet. Das Chemiegeschäft habe sich im Schlussquartal aufgehellt. Die Produktion sei zum Vorquartal nahezu stabil geblieben. Der Umsatz legte wegen höherer Preise im Zuge des Ölpreisanstiegs zum zweiten Mal in Folge zu. Die Chemieanlagen waren gut ausgelastet.

Tillmann blieb für das laufende Jahr wegen der hohen Unsicherheiten aber zurückhaltend: "Wir leben in wirtschaftlich schwer vorhersagbaren Zeiten". Der Welthandel befinde sich weiterhin in einer Schwächephase. Zudem sehe sich die EU mit dem Austritt Großbritanniens sowie zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Vor diesem Hintergrund entwickele sich die industrielle Nachfrage nach Chemikalien "wenig dynamisch", sagte Tillmann.

"Momentan weist alles darauf hin, dass sich das verhaltene Branchenwachstum in Deutschland auch dieses Jahr nicht beschleunigt", sagte Tillmann. Das deutsche Chemiegeschäft wachse "langsam". Die Chemieproduktion dürfte sich im laufenden Jahr um 0,5 Prozent erhöhen und damit genau so stark wie im Vorjahr und im Dezember vorhergesagt.

Mit dem erwarteten Umsatzanstieg im laufenden Jahr dürfte die Branche aber nur einen Teil des kräftigen Rückgangs aus dem Vorjahr von drei Prozent auf 183 Milliarden Euro wett machen. Dabei waren die Preise für Chemikalien trotz Stabilisierungstendenzen im Schlussquartal um 1,9 Prozent gesunken. Im laufenden Jahr dürften sich Chemikalien um ein Prozent verteuern und damit doppelt so stark wie bisher erwartet. Grund ist der höhere Ölpreis. Insgesamt dürfte sich das Auslandsgeschäft etwas positiver entwickeln als die Verkäufe im Inland.

In den USA dürfte sich das Wachstum nicht zuletzt wegen der von US-Präsident Donald Trump versprochenen Steuersenkungen und Investitionsprogramme nach dem enttäuschenden Vorjahr wieder beleben. In Asien schwäche sich zwar die wirtschaftliche Dynamik ab, doch das Wachstum bleibe hoch. Auch die europäische Wirtschaft habe sich trotz der zahlreichen Schocks des vergangenen Jahres als widerstandsfähig erwiesen. Der konjunkturelle Rückenwind lasse auch wegen steigender Energiepreise aber sukzessive nach.

Die Chemie ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig und als Lieferant für die Auto-, Bau- und Konsumgüterindustrie auch ein wichtiger Signalgeber für die Konjunktur./jha/fbr