Der Dax legte am Dienstag 0,4 Prozent auf knapp 12.431 Zähler zu, der EuroStoxx50 gewann 0,5 Prozent auf knapp 3520 Punkte. In den USA bewegten sich die Kurse dagegen kaum. Angesichts der anstehenden Berichtssaison seien die Investoren auf der Hut, sagte Salah-Eddine Bouhmidi, Marktexperte beim Analysehaus DailxFX Research: "Viele Marktteilnehmer sind vorsichtig, weil sie nicht die Auswirkungen des bestehenden Handelskonflikts auf die Realwirtschaft einschätzen können."

Die Firmen im pan-europäischen Index Stoxx600 dürften im Schnitt im abgelaufenen Quartal 0,2 Prozent mehr verdient haben, wie aus Refinitiv-Daten hervorgeht - das ist gerade einmal ein Viertel dessen, was noch vor einer Woche vorhergesagt wurde. Allerdings hatten die Firmen zum Jahresauftakt noch ein Minus hinnehmen müssen. In den USA lief die Berichtssaison mit den Zahlen der großen Banken bereits an. Dort bereitete vor allem eine schwächere Zinsmarge den Anlegern Kopfzerbrechen. "Sie zementiert die Einschätzung, dass neue Zinssenkungen den Finanzwerten zusetzen", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) haben solche Schritte bereits signalisiert.

Die Notenbanken reagieren damit auf die Konjunkturabkühlung, die auch die Börsianer umtreibt. Diese bewerten derzeit die Wirtschaftslage in Deutschland so schlecht wie zuletzt 2010: Der entsprechende ZEW-Index fiel im Juli überraschend stark um 8,9 auf minus 1,1 Zähler. Der Handelsstreit zwischen den USA und China setzt den Exportfirmen zu, dazu kommt die Unsicherheit wegen des anstehenden Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union. Im Rennen um die Nachfolge von Theresa May als Premierminister liegt derzeit der Brexit-Hardliner Boris Johnson vorne. Nach einer Debatte mit seinem Rivalen Jeremy Hunt vom Montagabend steigt bei Händlern die Furcht vor einem ungeregelten Brexit. Das setzt dem Pfund zu: Die britische Währung gab 0,9 Prozent nach und rutschte zeitweise unter die Marke von 1,24 Dollar.

GERINGERER SCHADENERSATZ IN US-GLYPHOSATPROZESS

Bei den deutschen Aktienwerten stand Bayer im Rampenlicht, nachdem ein US-Richter in einem Prozess um den Unkrautvernichter Glyphosat die Schadenersatz-Zahlung auf 25,3 von 80,3 Millionen Dollar reduziert hatte. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern werde zwar nicht ohne Blessuren aus den zahlreichen Glyphosat-Verfahren hervorgehen, schrieb Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe. Er sei nun aber in einer besseren Position für Vergleichsverhandlungen mit den übrigen Klägern. Bayer-Titel legten bis zu 2,6 Prozent zu.

Gefragt waren auch die Papiere von Ryanair, obwohl der irische Billigflieger wegen des anhaltenden Flugverbots für die Boeing-Unglücksmaschine 737 MAX seine Wachstumsziele für 2020 mehr als halbierte und die Schließung von Standorten ankündigte. Der Abbau von Überkapazitäten verbessere die Margen sowohl der Konkurrenten als auch von Ryanair, sagte Markets.com-Experte Wilson. Die Aktien des Billig-Fliegers gewannen zeitweise 3,7 Prozent, die Titel der Rivalen EasyJet und Wizz sogar bis zu 5,6 Prozent. Die Lufthansa-Papiere legten im Handelsverlauf 3,9 Prozent zu.

In London verbuchten die Papiere von Burberry mit einem Kursplus von mehr als 15 Prozent den bisher größten Kurssprung. Dank des Erfolgs der neuen Kollektionen von Chef-Designer Riccardo Tisci stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis den Angaben zufolge um vier Prozent.